Biberspuren - Biofakte
Woran erkennt man die Anwesenheit von Bibern?
Auch wenn man wild lebende Biber auf Grund ihrer überwiegend nächtlichen Aktivität in der Regel kaum zu Gesicht bekommt, lässt sich an Hand verschiedener Spuren, die die Tiere während ihrer Aktivitätszeit hinterlassen, relativ sicher auf die Anwesenheit der Tiere schließen. Solche Spuren kann man - in Analogie zu den Hinterlassenschaften menschlicher Aktivität, die Artefakte genannt werden - als Biofakte bezeichnen (ein Biofakt wäre demnach ein Artefakt, welches von einem nicht-menschlichen Lebewesen hergestellt wurde).
Die beste Zeit, um nach Biberspuren zu suchen, ist der Herbst und der Winter, da zu dieser Zeit verstärkt Gehölznahrung genutzt wird, was deutlich sichtbare Spuren hinterlässt, und auf Grund der fehlenden Belaubung der Gehölze die Spuren auch besser zu erkennen sind.
Da auch einige andere Tierarten zum Teil ähnliche Spuren wie der Biber hinterlassen, ist es ratsam, nicht nur nach einer einzigen Art von Spuren Ausschau zu halten. Wenn sich tatsächlich Biber in einem Gebiet angesiedelt haben, dann ist eigentlich immer mehr als ein Spurentyp zu finden.
Die Biofakte des Bibers, die sich in der Regel immer in der Nähe zu einem Gewässer befinden, sind im Einzelnen:
| Schnitte | Fällungen | Nagespuren | Fraßhölzer | Nahrungfloß | Ausstieg | Wechsel | Markierungshügel | Sasse | Bau (Erdbau | Mittelbau | Burg | Hochwasserbau) | Damm |
Auch am Tier gibt es einige Merkmale, die eine Unterscheidung des Bibers von den ebenfalls am Wasser lebenden und recht ähnlich aussehenden Nutrias und Bisamen ermöglichen:
| Unterscheidungsmerkmale am Tier (Beschaffenheit des Schwanzes | Beschaffenheit des Fells | Beschaffenheit der Hinterextremitäten | Körperhaltung beim Schwimmen)|
Diese Anleitung zur Bestimmung von Biberspuren und zur Unterscheidung der drei Arten Biber, Nutria und Bisam können Sie auch als pdf-Datei herunterladen (ca. 17 MB).
Schnitte [Nach oben]
Schnitte finden sich in erster Linie an verschiedenen Sträuchern und Bäumen. Zweige und Äste von Gehölzen
mit einem Durchmesser bis etwa 10 cm werden durch einen schrägen Schnitt abgetrennt, wobei die Schnittfläche etwa in
einem Winkel von 45° zur Längsachse des Zweigs oder Astes bildet und deutliche Zahnspuren aufweist. Die Schnittflächen
frischer Schnitte sind beispielsweise bei Weiden fast weiß und daher sehr leicht zu entdecken.
Schnitte sind im Emsland in erster Linie an ufernahen Weiden zu finden, darüber hinaus aber auch an anderen Weichhölzern und
auch an Nadelbäumen (z.B. Kiefern). Ein Großteil der Schnitte findet sich in unmittelbarer Nähe (bis etwa 10 m) zum
nächsten Gewässer und etwa in einer Höhe von bis zu 1 m über dem Erdboden (wenn an dem Gewässer
allerdings regelmäßig Hochwasser auftreten, dann lassen sich Schnitte mitunter auch deutlich höher finden).
Bei dünneren Zweigen bis etwa der Stärke eines menschlichen Fingers ist mit der Zuordnung gefundener Schnitte zu einer
bestimmten Tierart Vorsicht geboten, da auch Nutrias und Bisame dünnere Zweige als Nahrung nutzen. Finden sich sonst keine
anderen der hier beschriebenen Biberspuren, so ist in der Regel davon auszugehen, dass es sich hier nicht um die Biofakte eines Bibers
handelt.
Vor allem im Sommer werden auch krautige Pflanzen durch einen schrägen Schnitt geschnitten, dies lässt sich aber nur sehr
schwer eindeutig dem Biber zuordnen, da auch eine ganze Reihe anderer Tiere (Nutria, Bisam, Wanderratten, Hasen, Kaninchen) auf die
gleiche Art und Weise Pflanzen schneiden.
Fällungen [Nach oben]
Bäume oder Stämme größerer Büsche werden ab einem Stammdurchmesser von mehr als 10 cm durch ein
doppelkegelförmiges Benagen des Stammes gefällt (es entsteht dabei die Form einer Sanduhr). Dies ist ein eindeutiger Hinweis
auf die Anwesenheit von Bibern, da keine andere heimische Tierart auf diese Art und Weise Bäume fällt.
Gefällt werden im Emsland in erster Linie Laubbäume wie Weiden, Pappeln, Birken, Eschen, Traubenkirschen und Eichen, aber
auch (meistens junge) Nadelbäume wie etwa Kiefern oder Douglasien. Gefällte Bäume finden sich mitunter auch in
größerer Entfernung (bis zu 20 m und manchmal auch mehr) zum nächsten Gewässer.
Details, wie die Biber beim Fällen eines Baumes vorgehen, welche Baumarten genutzt werden und wie weit sich die Tiere zum Fällen eines
Baumes vom Gewässer entfernen sind im Kapitel Ernährung zu finden.
Nagespuren [Nach oben]
Nagespuren an noch lebenden Gehölzen sind zu finden, wenn Biber die Rinde dickerer Äste oder Bäume stellenweise benagen
um die Rinde zu verzehren (oder z.T. auch nur um diese zu probieren) oder wenn die Tiere beabsichtigen, einen Baum zu fällen. In
vielen Fällen sind deutlich die relativ breiten Zahnspuren der Schneidezähne zu erkennen.
Wenn die Biber beabsichtigen einen Baum zu fällen, so beißen sie mit den Schneidezähnen relativ große Späne
(die Größe ist abhängig von der Härte des Holzes) aus dem Holz heraus, die dann am Fuß des Baumes zu finden
sind.
Auch bei den Nagespuren ist Vorsicht geboten, da auch Nutrias mitunter die RInde von Gehölzen abnagen. Eine Unterscheidung der
Zahnspuren an Hand der Breite ist auch nicht sehr zuverlässig, da sich die Größe von Nutria und Biber (und damit auch die
Breite der Schneidezähne) zu einem Großteil überlappen. Sind nur sehr schmale Zahnabdrücke an überwiegend
dünneren Ästen zu finden, so kommen hierfür auch Feldhasen in Frage.
Fraßhölzer [Nach oben]
Dickere abgeschnittene Zweige und Äste werden vom Biber in der Regel zum Ufer getragen und hier entrindet (gefressen wird nur die
Rinde). Die entrindeten Zweige und Äste bleiben dann am Ufer liegen (Holzfasern können auch vom Biber nicht verdaut werden).
Frisch entrindete Zweige sind fast weiß und sind daher sehr auffällig und leicht zu entdecken. Nicht selten suchen Biber zum
Entrinden der Zweige immer wieder dieselbe Stelle am Ufer auf, so dass sich hier im Laufe einiger Tage eine beachtliche Menge an entrindeten
Zweigen anhäuft. Solche Stellen werden manchmal als Fraßplätze bezeichnet und sind entsprechend auffällig. Mitunter
sind auch entrindete Zweige und Äste etwas weiter vom Ufer entfernt zu finden: in der Regel hat dann vor einiger Zeit das Gewässer
einen höheren Wasserstand gehabt (Hochwasser) und die Uferlinie verlief eine Zeit lang in dem Bereich, an dem die Fraßhölzer
gefunden wurden. Manchmal fühlen sich die Tiere aber auch so sicher, dass sie auf das Fressen in Wassernähe verzichten (bei
drohender Gefahr flüchten Biber ins Wasser).
Auch bei dem Fund von Fraßhölzern kann nicht automatisch auf die Anwesenheit von Bibern geschlossen werden, da auch Bisame
und Nutrias die Rinde verzehren und die entrindeten Zweige und Äste am Ufer liegen lassen. Vor allem wenn nur einige vereinzelte
Fraßhölzer gefunden werden, stammen diese oftmals nicht vom Biber.
Nahrungsfloß [Nach oben]
Zum Teil legen Biber im Winter einen Nahrungsvorrat an, der aus unter Wasser gelagerten Zweigen und Ästen besteht. Ein solcher Vorrat wird
jedoch nur angelegt, wenn ein sehr kalter Winter zu erwarten ist – dementsprechend selten sind Nahrungsflöße in unseren Breiten
zu finden. Von einer Ansammlung an Fraßhölzern unterscheidet sich ein Nahrungsfloß dadurch, dass die Zweige alle nicht entrindet
sind.
Beim Anlegen des Nahrungsfloßes werden zum Teil Äste im Bodengrund des Gewässers verankert, damit der Vorrat nicht von der
Strömung weggetrieben wird. Um das Floß unter Wasser zu halten, werden Äste bevorzugter Nahrungsgehölze (Weiden, Pappeln
etc.) mit Ästen von weniger bevorzugten Gehölzen (z.B. Schwarzerle) abgedeckt.
Weitere Einzelheiten zur Anlage von Nahrungsflößen sind im Kapitel Ernährung zu finden.
Ausstieg [Nach oben]
Da Biber um an Land zu gehen das Wasser bevorzugt an den gleichen Stellen verlassen, entstehen vor allem an steileren Ufern mit der Zeit deutlich
sichtbare Einschnitte.
Auch hierbei ist allerdings darauf hinzuweisen, dass von Bisamen und vor allem von Nutrias ebenfalls solche Ausstiege angelegt werden. Sind die
von den Bisamen bekannten Ausstiege noch auf Grund der geringeren Breite und Tiefe relativ leicht von denen des Bibers zu unterscheiden, so ist
dies bei Nutria-Ausstiegen schon nicht mehr so einfach. Die Unterschiede in den Größenverhältnissen zwischen Bibern und Nutrias
werden um so deutlicher, je länger der Ausstieg benutzt wurde. Ältere Biberausstiege haben eine Breite von 30 – 40 cm und mehr,
während Ausstiege, die ausschließlich von Nutrias benutzt werden, kaum breiter als etwa 20 cm werden. Auch Rehe (oder andere Paarhufer
wie Wildschweine oder seltener Rot- oder Damwild) können ähnliche Ausstiege wie Biber und Nutria anlegen, wenn diese häufiger an
bestimmten Stellen ein Gewässer kreuzen. In solchen Fällen sind aber meistens mehr oder weniger deutlich die Trittsiegel der Paarhufer zu
erkennen. Darüber hinaus können auch Angler durch das wiederholte Aufsuchen bevorzugter Angelplätze Einschnitte im Ufer
verursachen, die auf den ersten Blick den Ausstiegen eines Bibers ähneln. Mitunter nutzen aber auch Biber diese "Angler-Ausstiege"
bzw. Angler die Biber-Ausstiege.
Im Zweifelsfall ist daher nur alleine auf Grund des Vorhandenseins von Ausstiegen nicht unbedingt auf die Anwesenheit von Bibern zu schließen. In
solchen Fällen sollte daher nach weiteren Biofakten des Bibers gesucht werden.
Wechsel [Nach oben]
An die Ausstiege schließen sich nicht selten deutlich sichtbare Trampelpfade an Land an: die sogenannten Wechsel, die entweder zu benachbarten
Gewässern oder zu bevorzugten Nahrungsquellen des Bibers führen oder auch zur Umgehung von Hindernissen (z.B. Wehre, Sohlgleiten
o.ä.) genutzt werden. Auch solche Wechsel entstehen dadurch, dass ein bestimmter Pfad über längere Zeit wiederholt von Bibern genutzt
wird. Je nach Bodenbeschaffenheit sind die Trittsiegel und/oder eine Kellenschleifspur zu erkennen (was die Zuordnung natürlich erleichtert) oder
auch nicht.
Auch solche Wechsel können entweder durch Nutrias oder auch durch Menschen angelegt werden, so dass auch hier bei der Zuordnung Vorsicht geboten
ist.
Markierungshügel [Nach oben]
Biber sind territorial d.h. die Mitglieder einer Familie verteidigen einen Teil ihres Lebensraums (ihr Revier oder Territorium) gegenüber ihren Artgenossen.
Zur Abgrenzung ihres eigenen Reviers gegenüber familienfremden Tieren werden Duftmarkierungen abgesetzt. Eventuell benutzten die Tiere diese
Markierungshügel darüber hinaus aber auch noch zur eigenen Orientierung in ihrem Revier (etwa zur Kennzeichnung bevorzugter
Nahrungsquellen).
Zur Anlage eines Markierungshügels wird in der Regel Erdreich (manchmal auch Gras oder Laub) mit den Händen zu einer kleinen Erhöhung
zusammengescharrt und darauf das Sekret aus den Geilsäcken (das sogenannte Castoreum) und/oder den Analdrüsen abgegeben. Nicht selten
werden in die Markierungshügel auch noch Fraßhölzer mit eingearbeitet (wobei nicht bekannt ist ob dies absichtlich oder zufällig
geschieht). Die Funktion der Markierungshügel (bzw. des darauf abgesetzten Castoreums bzw. Analdrüsensekrets) wird im Kapitel
Sozialverhalten etwas detailierter diskutiert.
Einen in der vorangegangenen Nacht frisch angelegten Markierungshügel kann ein Mensch am darauffolgenden Morgen manchmal schon aus einiger
Entfernung an dem charakteristischen Geruch des Castoreums erkennen, bevor er den eigentlichen Markierungshügel überhaupt sieht. Der Geruch
verliert aber für den Menschen schnell an Intensität, wenn es beispielsweise in der Nacht geregnet hat.
Sasse [Nach oben]
Während ihrer nächtlichen Aktivitätsphase legen Biber zwischendurch häufiger einmal kleinere Pausen ein. Dazu werden in das Ufer
halbrunde Vertiefungen gegraben, welche zum Teil noch - ähnlich wie der Wohnkessel im Bau - durch Holzspäne oder zerfaserte
Gräser ausgepolstert werden. Mitunter werden auch natürliche Aushöhlungen im Ufer (etwa unter dickeren Baumstämmen) von den
Tieren zu Ruheplätzen ausgebaut. Solche temporären Ruheplätze nennt man Sassen.
Diese Sassen sind in der Regel vom Land aus nur schwer zu finden, da sie von den Bibern häufig unter dichten Sträuchern angelegt werden. Etwas
einfacher zu entdecken sind sie dagegen vom Boot aus.
Bedingt durch ihre Größe (die Vertiefungen können einen Durchmesser von 50 cm und mehr haben) deuten solche Sassen sehr stark auf
die Anwesenheit von Bibern hin. Allerdings legen auch Nutrias manchmal temporäre Ruheplätze im Uferbereich an, die dann ebenfalls mit
zerfasertem Pflanzenmaterial ausgepolstert werden und mit den Sassen von Bibern verwechselt werden können. In der Regel sind diese
"Nutria-Sasssen" jedoch immer Bestandteil einer Bauanlage (es handelt sich hier lediglich um die Ein- bzw. Ausgänge eines Nutriabaus). Von
Nutrias ist darüber hinaus bekannt, dass sie im dichten, krautigen Uferbewuchs manchmal nach oben hin offene Sassen anlegen. Zum Unterschied hierzu
bieten die Sassen eines Bibers dem sich darin befindlichen Tier dagegen immer einen gewissen Schutz nach oben (nach oben hin völlig offene
Ruheplätze werden vom Biber in der Regel nicht angelegt).
Weiter Einzelheiten zur Anlage von Sassen sind im Kapitel Bau-Verhalten des Bibers
zu finden.
Bau [Nach oben]
In den vom Biber selbst angelegten Bauen verbringen die Tiere den Tag und hier werden auch die Jungtiere zur Welt gebracht. Als permanent bewohnte Baue
werden - abhängig von der Beschaffenheit des Ufers - drei Formen unterschieden: der Erdbau, der Mittelbau und die Burg. Als temporär genutzte
Baue sind noch sogenannte Hochwasserbaue bekannt, die sich von den drei anderen Bauformen dadurch unterscheiden, dass der Baueingang bei normalem
Wasserstand oberhalb des Wasserspiegels liegt, während sich der Baueingang bei den anderen drei Bautypen jeweils unterhalb der Wasseroberfläche
befindet (die Tiere können bei diesen Bauformen nur tauchend in den Bau hinein und wieder heraus gelangen).
Schemazeichnungen und weiterführende Details zur Anlage von Bauen und Burgen sind im Kapitel
Bau-Verhalten des Bibers zu finden.
Erdbau
[Nach oben]
Sofern die Möglichkeit besteht, werden von den Bibern Erdbaue angelegt. Dazu wird vom Wasser aus eine Röhre schräg nach oben in das Ufer
gegraben und diese dann oberhalb des Wasserspiegels zum Wohnkessel, der einen Durchmesser von etwa 1 m hat, erweitert. Eventuell werden anschließend
noch weitere Ein- und Ausgänge angelegt.
Trotz der Größe eines solchen Erdbaus sind diese nur sehr schwer im Gelände zu finden. In der Regel findet man sie nur, wenn sie eingefallen
und von den Tieren verlassen wurden.
Mittelbau
[Nach oben]
Wenn das Ufer, in dem ein Erbau angelegt wurde, relativ flach ist, kommt es manchmal vor, dass die Decke des Wohnkessels einbricht, wenn die Biber bei der
Anlage ihres Erdbaus zu weit nach oben graben. In solchen Fällen wird der Bau nicht unbedingt gleich aufgegeben, sondern das entstandene Loch mit
Ästen und Zweigen abgedeckt. Je nach Beschaffenheit des Ufers und der Dauer der Besiedlung, kann es sich lediglich um einige wenige Äste
handeln, oder um einen sehr großen Zweig- und Asthaufen. Ein solcher Bau wird dann als Mittelbau oder Uferburg bezeichnet.
Solche Mittelbaue sind relativ leicht im Gelände zu finden, obwohl ein Mittelbau auch schnell mit einem Reisighaufen verwechselt werden kann, der beispielsweise
nach der Gehölzpflege von Menschen liegen gelassen wurde. Bei dem Baumaterial eines Mittelbaus handelt es sich jedoch zu einem Großteil um von den
Bibern geschnittene Zweige und Äste, die an den Schnittflächen dann die charakteristischen Zahnspuren aufweisen. Oftmals werden von den Tieren auch
entrindete Fraßhölzer zum Bau verwendet. Darüber hinaus wird der Bau zum Winter hin auch häufig von den Tieren mit Schlamm abgedichtet. Dies
unterscheidet einen Mittelbau von einem von Menschen liegengelassenen Reisighaufen.
Burg
[Nach oben]
Wenn das Ufer sehr flach ist, so dass kein Erdbau oder Mittelbau angelegt werden kann, dann wird von den Bibern eine freistehende Burg gebaut. Diese besteht
vollständig aus aufeinandergeschichteten Zweigen und Ästen, in die dann von unten ein Zugang genagt wird, welchen die Tiere oberhalb des Wasserspiegels
zum Wohnkessel erweitern. Solche Burgen können - vor allem wenn sie bereits längere Zeit benutzt werden - eine imposante Größe erreichen. Im
Emsland ist diese Bauform bislang allerdings nur sehr selten zu finden.
Bisamburgen
[Nach oben]
Auch Bisame bauen mitunter eine Burg, die manchmal irrtümlicherweise für die Burg eines Bibers gehalten wird. Im Vergleich zu einer Biberburg sind
Bisamburgen jedoch sehr viel kleiner und bestehen ausschließlich aus krautigem Pflanzenmaterial (häufig aus den Stängeln von Schilf und Rohrkolben).
Hochwasserbau
[Nach oben]
Manchmal sind bei normalem Wasserstand Biberbaue zu finden, die ein ganzes Stück vom nächsten Gewässer entfernt liegen und deren Baueingang
offen zugänglich ist. Dabei handelt es sich höchstwahrscheinlich um einen Hochwasserbau, der von den Bibern bei einem länger andauerndem
Hochwasser angelegt und nach dem Rückgang des Wassers wieder aufgegeben wurde. Solche Baue können bei wiederholt auftretenden Hochwasserereignissen
durchaus mehrfach benutzt werden; die Tiere bauen also nicht bei jede Hochwasser einen neuen Hochwasserbau.
Damm [Nach oben]
Ein Biberdamm ist ein aus Zweigen und Ästen angelegtes Querbauwerk in Fließgewässern, welches von den Bibern zur Regulierung des Wasserstandes
angelegt wird. Zum Teil wird der Damm auch noch mit Schlamm abgedichtet. Die Aufgaben eines Damms bestehen darin, den Eingang des Baus oder der Burg ständig
unterhalb der Wasseroberfläche zu halten und/oder es den Tieren zu ermöglichen, bevorzugte Nahrungsquellen schwimmend zu erreichen.
Die Breite und Höhe eines Damms kann je nach Gegebenheit stark schwanken. In der Regel sind Biber sehr gut darin, mit möglichst geringem Aufwand einen
möglichst großen Effekt zu erzielen: d.h. ein Damm wird häufig dort angelegt, wo durch den Bau eines möglichst kleinen Damms das
Überstauen einer möglichst großen Fläche erreicht wird. Dennoch können die Tiere auch sehr große Dämme errichten, die
dann oftmals über mehrere Jahre und Generationen lang gepflegt und instand gehalten werden. Der bislang größte Biberdamm wurde übrigens
2007 in Kanada in der Provinz Alberta im Wood-Buffalo-Nationalpark südwestlich des Lake Claire entdeckt (Koordinaten:
58°16´15.27" N 112°15´07.10" W). Der etwa 830 m lange Damm ist sogar auf
Satellitenbildern zu sehen (bzw.
sind dessen Auswirkungen auf die Umgebung auf dem Satellitenbild zu sehen - der eigentliche Damm ist als solcher hier natürlich nicht zu erkennen!). Weitere Informationen
zu diesem und anderen Biberdämmen in Kanada sind
hier zu finden (Seite auf Englisch).
Weiterführende Erläuterungen zur Anlage von Dämmen sind darüber hinaus auch noch im Kapitel
Bau-Verhalten des Bibers zu finden.
Mitunter werden in kleineren Fließgewässern auch Zweige und Äste angeschwemmt, die sich ineinander verhaken und eine Barriere bilden. Wenn sich dann noch Laub und andere Pflanzenreste in den Ästen verfangen kann dadurch ebenfalls eine gewisse Stauwirkung erreicht werden. Wenn die Äste keine typischen Zahnspuren des Bibers aufweisen, so kann eigentlich ausgeschlossen werden, dass der "Damm" von einem Biber errichtet wurde.
Unterscheidungsmerkmale am Tier [Nach oben]
Mitunter kommt es natürlich auch vor, dass nicht nur die Spuren gefunden, sondern lebende Tiere beobachtet werden. Obwohl sich Biber, Nutria und Bisam auch im Aussehen und im Verhalten stark ähneln (die Vertreter aller drei Arten sind semiaquatisch lebende Nagetiere), so gibt es dennoch einige Merkmale, an Hand derer sich die Arten auseinanderhalten lassen.
Zunächst einmal unterscheiden sich die drei Arten schon in Ihrer Körpergröße, der Schwanzlänge und dem Körpergewicht der erwachsenen Tiere relativ deutlich:
Kopf-Rumpf-Länge |
Schwanzlänge |
Gewicht |
|
Biber |
83 - 102 cm |
30 - 34 cm |
19 - 30 kg |
Nutria |
45 - 65 cm |
30 - 45 cm |
4 - 8 (max 12) kg |
Bisam |
25 - 35 cm |
20 - 25 cm |
600 - 1800 g |
Quelle: Niethammer, J. & Krapp, F. (1978): Handbuch der Säugetiere Europas. Band 1. Rodentia I. - Akademische Verlagsgesellschaft, Wiesbaden.; Niethammer, J. & Krapp, F. (1982): Handbuch der Säugetiere Europas. Band 2/I. Rodentia II. - Akademische Verlagsgesellschaft, Wiesbaden. |
Darüber hinaus sind aber auch Unterschiede in der Körperform und der Beschaffenheit der Körperbehaarung vorhanden, die bei lebenden Tieren allerdings mitunter schwer zu erkennen sind.
Beschaffenheit des Schwanzes
[Nach oben]
Das äußerlich auffälligste Merkmal ist die Beschaffenheit des Schwanzes beim Biber: dieser ist (dorsoventral) in Form einer
Kelle abgeflacht. Die 12 bis 16 cm breite Biberkelle ist unbehaart und mit Schuppen besetzt. Im Gegensatz dazu ist der Schwanz der Nutria
drehrund und dünn behaart und ebenfalls mit Schuppen besetzt. Der Schwanz eines Bisams ist seitlich leicht abgeflacht (Bisame bewegen
beim Schwimmen den Schwanz seitlich hin und her und unterstützen so die Ruderbewegungen der Füße). Der Schwanz des
Bisams ist ebenfalls nahezu unbehaart und mit Schuppen besetzt.
Beschaffenheit des Fells
[Nach oben]
Im Gegensatz zu Biber und Bisam, haben Nutrias lange, auffällig weiße Vibrissen rechts und links der Nase und auch das Fell rund
um den Nasenspiegel ist häufig weiß. Das Fell der Bisame ist oberseits meistens dunkler als unterseits und oft sind die Haare rund
um die Mundöffnung deutlich heller (gelblich-weiß bis weiß) als am Rest des Körpers. Die meisten Biber sind dagegen
einheitlich braun gefärbt ohne auffällige Unterschiede zwischen Ober- und Unterseite.
Beschaffenheit der Hinterextremitäten
[Nach oben]
Die Zehen der großen Hinterextremitäten sind beim Biber durch Schwimmhäute miteinander verbunden. Auch bei den Nutrias weisen
die Zehen der Hinterextremitäten Schwimmhäute auf, jedoch ist im Gegensatz zum Biber die 5. Zehe frei (zwischen der 4. und der 5. Zehe
fehlt die Schwimmhaut). Im Gegensatz dazu sind an den Zehen der Hinterextremitäten beim Bisam keine Schwimmhäute zu finden. Die
einzelnen Zehen weisen bei dieser Art seitlich jeweils nur einen Saum steifer Schwimmborsten auf (Bisame benutzen beim Schwimmen auch den
Schwanz um Vortrieb zu erzeugen).
Körperhaltung beim Schwimmen
[Nach oben]
Die Körperhaltung beim Schwimmen unterscheidet sich zwischen den drei Arten ebenfalls relativ deutlich. Beim Bisam ragt der Rücken
über die gesamte Körperlänge etwa gleichmäßig weit aus dem Wasser und in der Regel sind auch die seitlichen
Ruderbewegungen des Schwanzes zu erkennen. Bei der Nutria ragt der Vorderkörper und das Becken normalerweise weiter aus dem Wasser
als der Rücken zwischen Vorderkörper und Becken. In der Regel sind auch die weiße Nasenpartie und die auffälligen
weißen Vibrissen des Tieres beim Schwimmen gut zu erkennen.
Beim Biber schließlich ragt beim Schwimmen im Wesentlichen der Kopf und der Vorderkörper aus dem Wasser, während das
Becken und die Kelle nicht zu sehen sind. Mitunter tauchen Biber bei einer vermeintlichen Gefahr auch ab und schlagen dabei mit der Kelle laut
klatschend auf die Wasseroberfläche, um die Familienmitglieder vor der Gefahr zu warnen. Dieses „Kelle-Klatschen“ ist relativ
laut und charakteristisch für Biber.