Biologie des Bibers
Bau-Verhalten des Bibers
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Inhaltsverzeichnis
Dammbauaktivität [Zum Inhaltsverzeichnis]
Ein Biberdamm am Schulenrieden-
graben.
Eine weitere Voraussetzung für eine dauerhafte Besiedlung eines Gewässers
durch den Biber ist, dass dieses im Sommer nicht vollständig austrocknen oder
im Winter bis auf den Grund zufrieren darf (Djoshkin & Safonow 1972).
Diesen ökologischen Einschränkungen können
Biber jedoch durch den Bau von Dämmen recht wirkungsvoll entgegenwirken. Einen
Damm können die Tiere jedoch nur in einem Fließgewässer anlegen,
welches nicht zu breit und dessen Strömung nicht zu stark ist. Bei Flüssen
wie der Hase oder der Ems besteht also nicht die Gefahr, dass diese durch einen
Biberdamm aufgestaut werden.
Durch das Anlegen von Dämmen erreichen die Biber, dass ganzjährig eine ausreichende Wassertiefe von mindestens 30 - 50 cm gewährleistet ist, so dass die Tiere ungehindert schwimmen können und der Eingang ihres Baus ständig von Wasser bedeckt ist. Fällt der Baueingang dauerhaft trocken, so wird der Bau häufig von den Tieren aufgegeben. Liegt der Eingang dagegen nur teilweise und für eine begrenzte Zeit oberhalb des Wasserspiegels (etwa in sehr trockenen Sommern), so wird der Baueingang zum Teil auch von den Tieren mit Ästen überbaut und der Bau so vor Fressfeinden gesichert. Dies lässt sich zum Teil im Sommer auch an der Hase beobachten.
Wenn die Tiere einen Damm angelegt haben und sich im Winter oberflächlich eine durchgehende Eisdecke bildet, so öffnen die Biber manchmal diesen Damm ein Stück weit, so dass ein Teil des Wassers abfließen kann. Dadurch bildet sich zwischen Eisdecke und Wasseroberfläche ein Luftpolster und die Tiere können sich weiterhin unter dem Eis schwimmend fortbewegen. Auch wenn der Wasserstand, ausgelöst etwa durch starke Niederschläge, ansteigt und droht, den Wohnkessel im Bau der Tiere zu überfluten, öffnen die Biber mitunter ihre Dämme und lassen einen Teil des Wassers abfließen.
Baue und Burgen [Zum Seitenanfang]
Schema eines, von einem Biber
angelegten Erdbaus.
Wie schon erwähnt legen Biber eine selbst gegrabene Behausung an, in der sie
ruhen, ihre Jungtiere zur Welt bringen und diese großziehen. Im einfachsten
Fall handelt es sich hierbei um einen Erdbau, bei dem die Tiere in das Ufer eine kurze
Röhre graben, welche am Ende zu einem Wohnkessel erweitert wird.
Der Baueingang wird dabei so angelegt, dass sich der Eingang immer unterhalb der
Wasseroberfläche befindet. Die Röhre wird schräg aufwärts in die
Uferböschung gegraben und dann oberhalb der Wasserlinie der Wohnkessel angelegt.
Der Bau kann also nur tauchend erreicht werden, so dass potentielle Fressfeinde wie etwa
Füchse oder Wölfe den Bibern im Bau nicht so ohne weiteres gefährlich
werden können. Da sich der Wohnkessel oberhalb der Wasserlinie befindet, sitzen
die Tiere dennoch immer im Trockenen.
So lange ein Biberbau bewohnt wird, fällt der Baueingang niemals trocken. Sollte dies doch einmal der Fall sein (beispielsweise in einem sehr trockenen Sommer), so wird der Eingang manchmal so mit Reisig überbaut, dass dieser anschließend wieder unterhalb der Wasseroberfläche liegt. Fällt der Baueingang allerdings dauerhaft trocken und haben die Tiere nicht die Möglichkeit, durch die Anlage eines Damms den Wasserstand entsprechend zu regulieren, so wird ein solcher Bau in der Regel aufgegeben.
Schema eines, von einem Biber
angelegten Mittelbaus.
Mittelbau eines Bibers.
Mitunter kommt es vor (etwa wenn das Ufer sehr flach ist), dass die Tiere beim Anlegen ihres
Wohnkessels zu weit nach oben graben, und daraufhin die Decke das Kessels einbricht. Da zum
Graben eine nicht unerhebliche Energie aufgewendet werden muss, wird der Bau nach dem Einbrechen
des Deckwerks nicht unbedingt aufgegeben. Oftmals schichten die Tiere Äste und Zweige über
das Loch und bewohnen den Bau weiter. Dabei wird der Wohnkessel zum Teil sogar in den aufgeschichteten
Reisighaufen erweitert. Bei einer solchen Anlage spricht man von einem Mittelbau. Im Gebiet der Hase und
Ems sind solche Mittelbau vor allem in den kleineren Zuflüssen der Hase und der Ems relativ
häufig, da hier die Ufer sich zunächst für die Anlage eines Erdbaus eignen, auf Dauer aber
doch so niedrig sind, dass das Deckwerk des Wohnkessels einbricht und die Tiere diesen mit Astwerk
überschichten. Vor allem höhere Wasserstände können bei niedrigen Ufern dazu führen,
dass die Decke einbricht, da die Tiere in einem solchen Fall versuchen, die Lage des Wohnkessels durch
eine Erweiterung nach oben dem gestiegenen Wasserstand anzupassen, damit der Kessel weiterhin im Trockenen liegt.
Schema einer, von einem Biber
angelegten Burg.
Eine Biberurg mit einem Damm im
Vordergrund.
Schließt die Uferbeschaffenheit die Anlage eines Erd- oder Mittelbaus aus, so legen die Biber
eine Burg an. Dazu schichten sie an einer geeigneten Stelle Äste und Zweige aufeinander und
nagen dann von unten her den Wohnkessel in den Asthaufen. Zum Teil graben sie dazu auch erst noch eine
Röhre in den Gewässergrund, um unter den Asthaufen zu gelangen. Solche Burgen werden oft mehrere
Bibergenerationen lang bewohnt und können, je nach Größe der Familie beachtliche Ausmaße
in Höhe und Umfang erreichen.
Sasse eines Bibers.
Bewohnte Burgen werden ständig von den Bibern ausgebessert und mit
Schlamm und Stängeln verschiedener Wasserpflanzen abgedichtet. Der Schlamm wird dabei vom Gewässergrund
losgekratzt und mit Hilfe der Hände zur Burg transportiert. Da Biber ihre Hände nicht wie die
Primaten mit der Handfläche nach oben drehen können (man spricht hierbei von einer Supinationsbewegung
der Hand),
wird das zu transportierende Material auf die Handoberseiten gelegt und die Hände dann unter das
Kinn gedrückt. Hat das Tier die Burg erreicht, so richtet es sich auf die Hinterextremitäten auf
und läuft zweibeinig bis zu der Stelle, an der das Baumaterial benötigt wird.
Neben dem Familienbau, der von allen Mitgliedern einer Familiengruppe genutzt wird, legen einzelne Tiere innerhalb des Familienreviers auch kleinere Baue an, die dann auch nur von diesen Einzeltieren benutzt werden.
Biber legen neben den Bauen auch noch kurze, oberirdische Röhren im Uferbereich an, die sogenannten Sassen. Diese werden von den Tieren für kurze Ruhepausen während ihrer Aktivitätszeit aufgesucht. Im Winter kann man manchmal auch tagsüber einen Biber in einer solchen Sasse sitzen sehen, vor allem wenn die Sonne in diese Sasse scheint.
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