Biologie des Bibers
Ernährung
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Inhaltsverzeichnis
Jahreszeitl. Änderungen in der Nahrungszusammensetzung
Das Anlegen von Nahrungsflößen als Wintervorrat
Einfluss von Pflanzeninhaltsstoffen auf die Ernährung
Stammdurchmesser der genutzten Gehölze
Entfernung vom Ufer bei der Nahrungssuche
Nahrungszusammensetzung [Zum Inhaltsverzeichnis]
Ein Biber beim Schneiden eines
Astes (Foto: Christoph Elbert).
Auch wenn Gehölze einen wichtigen Bestandteil der Nahrung ausmachen, so
ernähren sich Biber darüber hinaus auch noch von einer Vielzahl krautiger
Pflanzenarten, sind also keinesfalls ausschließlich auf den Verzehr von Rinde
beschränkt. Für Eurasische Biber ist bislang der Verzehr von etwa 230
Pflanzenarten nachgewiesen worden, wobei es sich bei 80 Nahrungspflanzen um Gehölze
und bei den restlichen 150 Arten um krautige Pflanzen (terrestrische und aquatische
Gräser und Kräuter) handelt (Kitchener 2001;
Recker 1997; Zahner et al. 2005). Allerdings liegen
bislang erst relativ wenige Beobachtungen zum Nahrungsspektrum des Eurasischen Bibers vor
und diese beschränken sich auch häufig nur auf die Gehölznahrung, da sich diese
relativ einfach ermitteln lässt. Untersuchungen darüber, welche Kräuter und
Gräser die Tiere zu sich nehmen, sind dagegen kaum zu finden
(Krojerová-Prokesová et al. 2010).
Dies liegt zum Einen daran, dass an Hand des Fraßbildes nur sehr schwer darauf geschlossen werden
kann, ob eine krautige Pflanze von einem Biber oder von einem anderen Tier gefressen wurde. Zum Anderen
sind Kotanalysen - eine bei anderen Säugetieren häufig angewandte Untersuchungsmethode zur
Bestimmung des Nahrungsspektrums - beim Biber nur sehr schwer durchzuführen, da die Tiere ihren
Kot und Urin in der Regel direkt ins Wasser abgeben und Kotpellets in ausreichender Menge daher nur
sehr schwer gesammelt werden können.
Die Anzahl der vom Bibern verzehrten Pflanzenarten ist sehr stark vom Angebot
abhängig und kann regional mehr oder weniger deutlich variieren (die oben
schon erwähnten Rhône-Biber ernähren sich beispielsweise fast ausschließlich von Gräsern).
Ebenso können individuelle Vorlieben und Abneigungen einzelner Tiere bzw.
Familien die Nahrungszusammensetzung stark beeinflussen
(Djoshkin & Safonow 1972; Krojerová-Prokesová
et al. 2010). Da die Jungtiere ihre Eltern bei der Nahrungsaufnahme beobachten und von
den Eltern auch Nahrung zugetragen bekommen, lernen die jungen Biber, was essbar ist und was nicht.
Durch diese Form des sozialen Lernens können sich im Hinblick auf die bevorzugt gefressenen Pflanzenarten
regelrechte Ernährungs-Traditionen bei einzelnen Familien herausbilden. Diese Traditionsbildung betrifft
in erster Linie die Gehölznahrung, da Biber bei der Auswahl ihrer Nahrungsgehölze eher konservativ
sind. Eine Tradierung bevorzugt gefressener Kräuter oder Gräser ist dagegen seltener zu beobachten
(bzw. auch wesentlich schwieriger nachzuweisen), da die Tiere bei der Auswahl dieser Nahrung nach Ansicht mancher
Autoren wesentlich flexibler sind (Kitchener 2001).
Die große Anzahl verschiedener Nahrungspflanzen weisen den Biber also als einen Nahrungsgeneralisten aus,
wobei dies allerdings nicht bedeutet, dass alle bisher bekannten Nahrungspflanzen mit der gleichen Häufigkeit
gefressen werden. Unabhängig von den bereits erwähnten individuellen Vorlieben einzelner Tiere gibt es
generell einige Pflanzenarten, die von allen Bibern bevorzugt gewählt werden.
Gehölze
Eine von einem Biber gefällte und
entastete Pappel am Schulen-
riedengraben.
Von den Gehölzen werden vorrangig Vertreter aus der Familie der Weidengewächse (Salicaceae), also
Weiden (Gattung Salix) und Pappeln (Gattung Populus) vom Eurasischen Biber genutzt
(Haarberg & Rosell 2006; Kitchener 2001;
Recker 1997; O'Connell et al. 2008;
Zahner et al. 2005).
Von den zur Unterart der Elbebiber (Castor fiber albicus) zählenden Tieren, zu der auch die Biber im
Emsland gehören, ist bekannt, dass sie bevorzugt
Weiden (vorrangig
Mandelweide - Salix triandra,
Korbweide - S. viminalis,
Spitzblättrige Weide - S. acutifolia,
Purpurweide - S. purpurea und etwas weniger häufig
Graue Weide - S. cinerea,
Ohrweide - S. aurita, sowie
Silberweide - S. alba,
Salweide - S. caprea,
Reif-Weide - S. daphnoides,
Bruchweide - S. fragilis,
Lorbeerweide - S. pentandra),
Pappeln (vorrangig
Zitterpappel - Populus tremula,
Silberpappel - P. alba,
Schwarzpappel - P. nigra, sowie
Hybrid- oder Kanadische Pappel - P. x canadensis) und
Eberesche - Sorbus aucuparia, sowie Echte Mehlbeere - Sorbus aria nutzen
(Recker 1997; Stocker
1983).
Etwas weniger häufig werden von den Elbebibern dagegen
Birken (Moorbirke - Betula pubescens, Sandbirke - B. pendula),
Eichen (Stieleiche - Quercus robur, Traubeneiche - Q. petrea),
Ahorn (Spitzahorn - Acer platanoides, Bergahorn - A. pseudoplatanus, Feldahorn - A. campestre),
Ulme (Flatterulme - Ulmus laevis, Feldulme - U. minor),
Rotbuche - Fagus sylvatica,
Hainbuche - Carpinus betulus,
Haselnuss - Corylus avellana (wo Weiden und Pappeln fehlen, kann laut Kitchener (2001) die Haselnuss diese Baumarten ersetzen),
Süßkirsche - Prunus avium,
Auen-Traubenkirsche - Prunus padus,
Gemeine Esche - Fraxinus excelsior, sowie
Fichten (Gemeine Fichte - Picea abies, Stechfichte - P. pungens) und
Kiefern (Gemeine Kiefer - Pinus sylvestris, Schwarzkiefer - P. nigra)
gefressen (Recker 1997).
Am unbeliebtesten sind vor allen Dingen
Erlen (Schwarzerle - Alnus glutinosa, Grauerle - Alnus incana), aber auch
Linden (Winterlinde - Tilia cordata, Sommerlinde - T. platyphyllos),
Roßkastanie - Aesculus hippocastanum,
Pfaffenhütchen - Euonymus europaeus,
Faulbaum - Frangula alnus, sowie mit Stacheln oder Dornen bewehrte Gehölze wie
Eingriffeliger Weißdorn - Crataegus monogyna,
Schlehe - Prunus spinosa,
Hundsrose - Rosa canina,
Berberitze - Berberis vulgaris oder
Sanddorn - Hippophae rhamnoides
(Haarberg & Rosell 2006; Recker 1997).
Von Bibern vollständig gemieden werden die verschiedenen
Holunder-Arten (Traubenholunder - Sambucus racemosa, Schwarzer Holunder - S. nigra),
wohl weil diese cyanogene Glykoside wie beispielsweise das Sambunigrin enthalten (Haarberg & Rosell
2006; Nolet et al. 1994).
Anteil an Weiden, anderen Laub-
gehölzen und Koniferen der von
Bibern an der Hase genutzten
Gehölze (Quelle: Klenner-Fringes
2001).
Für die Biber im Emsland ist auf 10 Fluss-Kilometern (von der Straßenbrücke Bokeloh bei Fluss-km 8 bis zur Mündung der Mittelradde
bei Fluss-km 18) die Nutzung von 23 Baumarten aus 43 insgesamt nachgewiesenen Gehölzarten festgestellt worden
(Klenner-Fringes 2001). Die gefällten Gehölzarten waren
Salweide,
Graue Weide,
Grau-Weide - Salix elaeagnos,
Bruchweide,
Mandelweide,
Korbweide,
Silberpappel,
Zitterpappel,
Eberesche,
Süßkirsche,
Spätblühende Traubenkirsche - Prunus serotina,
Besenginster - Cytisus scoparius,
Sanddorn,
Götterbaum - Ailanthus altissima,
Sandbirke,
Schwarzerle,
Rotbuche,
Stieleiche sowie
Gemeine Esche und an Nadelgehölzen
Europäische Lärche - Larix decidua,
Gemeine Fichte,
Gemeine Kiefer sowie
Douglasie - Pseudotsuga menziesii
(Klenner-Fringes 2001).
Bevorzugt gefressen wurden nach Klenner-Fringes (2001) die erwähnten Weiden, die mit etwa 92% aller
Fällungen bzw. Schnitte mit Abstand am Häufigsten genutzt wurden. Bei den verbleibenden 8% der übrigen Gehölze wurden die Gemeine Fichte,
der Götterbaum, die Rotbuche, die Zitterpappel, die Sandbirke, die Eberesche, der Besenginster, die Gemeine Esche, die Süßkirsche
und die Europäische Lärche von den Bibern bevorzugt gefällt bzw. geschnitten. Dabei ist zu beachten, dass beispielsweise die Gemeine
Fichte, der Besenginster, der Götterbaum und auch die Rotbuche entlang der Hase nur mit relativ wenigen Individuen vertreten waren, diese
aber gezielt von den Bibern genutzt wurden. Entsprechend des Angebots wurden Spätblühende Traubenkirsche und Gemeine Kiefer
gefressen. Unterproportional gefällt wurden dagegen Stieleiche, Silberpappel und vor allen Dingen die Schwarzerle
(Klenner-Fringes 2001).
Zu beachten ist hier, dass es sich bei den Weiden überwiegend um, aus forstlicher Sicht uninteressante Strauchweiden handelte und sich auch unter den
anderen Gehölzen einige Arten befanden, die ebenfalls keiner bzw. nur einer eingeschränkten forstlichen Nutzung unterliegen (z.B.
Spätblühende Traubenkirsche, Besenginster, Sanddorn, Sandbirke, Schwarzerle). An Gewässern, an denen die Weichholzaue noch
halbwegs intakt ist oder zumindest uferbegleitende Weichhölzer wie die Strauchweiden bei "Pflegemaßnahmen" nicht völlig der Axt und
Kettensäge zum Opfer fallen, besteht also nur eine relativ geringe Gefahr, dass Biber größere Schäden an forstlichen Kulturen verursachen
werden.
Kräuter & Gräser
An terrestrischen Kräutern werden von den Eurasischen Bibern nach Djoshkin & Safonow (1972)
unter anderem die folgenden gerne gefressen:
Mädesüß - Filipendula ulmaria,
Giersch - Aegopodium podagraria,
Beinwell - Symphysium officinale,
Sumpf-Knöterich - Persicaria amphibia,
Sumpfziest - Stachys palustris,
Acker-Kratzdistel - Cirsium arvense,
Acker- und Kohl-Gänsedistel - Sonchus arvense und S. oleraceus, sowie verschiedene
Ampfer-Arten - Rumex sp. und
Brennesseln - Urtica sp.
An aquatischen Gräsern und Kräutern wird
Schilf - Phragmites australis,
Breitblättriger und Schmalblättriger Rohrkolben - Typha latifolia und T. angustifolia,
See- und Teichrose - Nymphea alba und Nuphar lutea (hier vor allen Dingen die Rhizome und Blattstängel),
Ästiger Igelkolben - Sparganium erectum,
Wasserfenchel - Oenanthe aquatica,
Fieberklee - Menyanthes trifoliata,
Froschlöffel - Alisma plantago-aquatica, sowie verschiedene
Seggen-Arten - Carex sp. verzehrt.
Von Elbebibern ist bekannt, dass sie neben den bereits erwähnten Pflanzenarten auch noch gerne
Wiesenkerbel - Anthriscus sylvestris,
Kohl-Kratzdistel - Cirsium oleraceum,
Schmalblättriges Weidenröschen - Epilobium angustifolium,
Wiesen-Bärenklau - Heracleum sphondylium,
Schlangen-Knöterich - Polygonum bistorta,
Kriechender Hahnenfuß - Ranunculus repens,
Kleiner Klappertopf - Rhinanthus minor,
Großer Wiesenknopf - Sanguisorba officinalis,
Sumpfschwertlilie - Iris pseudacorus (von diesen ebenfalls gerne die Rhizome) und
Flatterbinse - Juncus effusus
fressen (Ganzhorn & Harthun 2000).
Die Biber im Emsland fressen an terrestrischen Kräutern und Gräsern unter anderem
Gemeinen Beifuß - Artemisia vulgaris,
Zweizahn - Bidens sp.,
Weidenröschen - Epilobium sp.,
Rainfarn - Tanacetum vulgare,
Rohrglanzgras - Phalaris arundinacea und an aquatischen Pflanzen
Kalmus - Acorus calamus,
Sumpfschwertlilie,
Teichrose,
Schilf,
Wasserpfeffer - Polygonum hydropiper,
Wassersumpfkresse - Rorippa amphibia sowie
Echtes Pfeilkraut - Sagittaria sagittifolia (Klenner-Fringes 2001).
Nach Ansicht einiger Autoren spielen Süßgräser bei der Ernährung des Bibers nur eine untergeordnete Rolle
(Krojerová-Prokesová et al. 2010). Andere Autoren dagegen geben
beispielsweise Rohrglanzgras (Ganzhorn & Harthun 2000;
Heidecke 1977; Kitchener 2001) oder
auch Sumpfreitgras - Calamagrostis canescens als beliebte Futterpflanzen des Bibers an (Kitchener
2001).
Neben den hier aufgezählten Pflanzenarten werden noch viele weitere
Arten vom Biber gefressen - auch solche, die als giftig gelten wie z.B.
Maiglöckchen - Convallaria majalis oder Gefleckter Schierling
- Conium maculatum. Von diesen Pflanzen fressen die Tiere dann in der Regel
allerdings nur geringe Mengen auf einmal (Djoshkin & Safonow 1972).
Jahreszeitliche Änderungen in der Nahrungszusammensetzung [Zum Seitenanfang]
Je nach Jahreszeit unterscheidet sich die Nahrungszusammensetzung des Bibers recht deutlich. So werden im Frühjahr und Sommer hauptsächlich terrestrische und aquatische Kräuter und Gräser und nur geringe Mengen an Gehölznahrung (v.a. Rinde) verzehrt (Jenkins & Busher 1979). Für Nordamerikanische Biber (C. canadensis) wurde im Sommer ein Verhältnis von verholzter zu unverholzter Nahrungsbestandteile von etwa 1 : 15 ermittelt. Im Herbst und Winter werden dagegen hauptsächlich die Rinde und jungen Zweige der oben erwähnten Gehölze gefressen. Als zusätzliche Nahrungsquellen werden im Winter aber auch häufig die Rhizome von Seerosen, Teichrosen oder Sumpfschwertlilien ausgegraben (z.T. wird der Gewässergrund systematisch nach diesen Pflanzen durchsucht). Wenn nicht allzu starker Frost herrscht, werden auch fleischig verdickte Wurzeln von Landpflanzen ausgegraben und verzehrt (nach eigenen Beobachtungen werden von den Bibern im Emsland beispielsweise gerne die Wurzeln des Wiesenkerbels gefressen). Bei Nordamerikanischen Bibern beträgt der Anteil von verholzter zu unverholzter Nahrung im Winter etwa 4 : 1 (Müller-Schwarze 2011; Zahner et al. 2005). Dieser Unterschied macht sich auch in der Zeit bemerkbar, die die Biber zu den verschiedenen Jahreszeiten für die Nahrungsaufnahme von verholzten und krautigen Pflanzen aufwenden. So wird im Sommer mehr als 90% des Zeitbudgets für die Nahrungsaufnahme für den Verzehr von nicht-verholzten, krautigen Pflanzen aufgewendet, während die Tiere im Winter zwischen 60 und 90% der Nahrungsaufnahmezeit mit dem Verzehr von Rinde beschäftigt sind (Müller-Schwarze 2011). Diese für den Nordamerikanischen Biber ermittelten Verhältnisse dürften auch auf den Eurasischen Biber zutreffen.
Fraßplatz eines Bibers.
Während der kalten Jahreszeit ernähren sich Biber - die keinen
Winterschlaf bzw. keine Winterruhe halten, sondern ganzjährig aktiv
sind - also zu einem überwiegenden Teil von Gehölznahrung. Dabei wird nicht das
gesamte Holz verzehrt, sondern mit Hilfe der Nagezähne nur die Rinde
(genauer gesagt das sekundäre Phloem und das darunter liegende Kambium)
von den Ästen und Zweigen geschält und gefressen. Das schwer verdauliche,
eigentliche Holz (das sekundäre Xylem) wird dagegen nicht von den Bibern
verzehrt. Da die Tiere zum Fressen häufig immer die gleichen Plätze
innerhalb ihres Reviers aufsuchen, ist die Ansammlung von geschälten
Ästen und Zweigen an solchen Fraßplätzen oft ein eindeutiges
Anzeichen für die Anwesenheit von Bibern an einem Gewässer.
Eine Ausnahme stellen in dieser Beziehung die Rhône-Biber (die Unterart Castor fiber galliae) in Frankreich dar, die auch Gewässer besiedeln, an deren Ufern jeglicher Gehölzaufwuchs fehlt. Die Tiere ernähren sich dort ausschießlich von Gräsern und Kräutern und werden deshalb mitunter auch als "Grasbiber" bezeichnet. Ähnliches ist auch von den mongolischen Bibern (der Unterart Castor fiber birulai) bekannt, die sich mit dem schmalen Gehölzstreifen entlang der Flüsse in den mongolischen Trockengebieten begnügen und auch hier z.T. gezwungen sind, sich zu einem großen Teil von krautigen Pflanzen zu ernähren (Djoshkin & Safonow 1972).
Das Anlegen von Nahrungsflößen als Wintervorrat [Zum Seitenanfang]
Nahrungsvorrat (Nahrungsfloß)
eines Bibers (Ohre bei Brome,
LK Gifhorn).
Zu Beginn des Herbstes, etwa ab September, beginnen die Biber damit, verstärkt Gehölze zu schneiden und zu fällen. Ein Teil dieser Äste
wird nicht sofort gefressen, sondern als Vorrat für den Winter eingelagert. Zu diesem Zweck stapeln die Tiere im Wasser in der Nähe
ihres Baus Zweige aufeinander und legen ein "Nahrungsfloß" an (Djoshkin & Safonow
1972). Der Nahrungsvorrat enthält hauptsächlich von den Tieren bevorzugt gefressene Gehölzarten wie Weiden und Pappeln, es werden aber
auch weniger beliebte Gehölze wie Erlen in das Nahrungsfloß eingebracht. Es wird vermutet, dass die Erlenäste nicht als Nahrungsvorrat
genutzt werden, sondern dazu dienen sollen, die Stabilität des Nahrungsfloßes zu erhöhen (Djoshkin
& Safonow 1972; Müller-Schwarze 2011; Zahner
et al. 2005). Zum Teil wurde auch beobachtet, dass Erlenäste zum Schluss oben auf dem Nahrungsvorrat abgelegt wurden, so dass diese
Äste eventuell zur Beschwerung dienen und die beliebteren Nahrungsgehölze unter Wasser gehalten werden ( Jenkins
& Busher 1979; Zahner et al. 2005), damit diese auch noch erreichbar sind,
wenn das Gewässer zufriert (die Biber erreichen das Nahrungsfloß tauchend).
Neben den Gehölzen werden manchmal auch noch Gräser und Kräuter in dem Nahrungsfloß abgelegt, vor allem verschiedene Wasserpflanzen
(Djoshkin & Safonow 1972), die Rhizome von See- und Teichrosen, sowie Fieberklee, Rohrkolben und
Süßgräser wie beispielsweise Großer Schwaden - Glyceria maxima
(Kitchener 2001). Teilweise können krautige Pflanzen zwischen 40 - 50% der
Gesamtmasse des Nahrungsfloßes ausmachen (Djoshkin & Safonow 1972).
Nicht alle Biber legen einen Wintervorrat an. Familien, die beispielsweise Fließgewässer besiedeln, welche im Winter nicht zufrieren,
verzichten gewöhnlich auf den Bau eines Nahrungsfloßes. Auch Einzeltiere und kleinere Familiengruppen tragen häufig keinen Vorrat zusammen
(Djoshkin & Safonow 1972) - eventuell weil die Zusammenarbeit einer größeren Gruppe
nötigt ist, um eine ausreichende Menge an Ästen zu sammeln. Des weiteren spielt die geographische Lage für das Anlegen oder nicht-Anlegen
des Wintervorrats eine Rolle, da Tiere in wärmeren Klimaten weniger darauf angewiesen sind (Zahner
et al. 2005). So tragen beispielsweise Rhône-Biber in ihrem ursprünglichen Verbreitungsgebiet im Südosten Frankreichs keine Äste
als Wintervorrat zusammen. Die Tiere sind dazu aber sehr wohl in der Lage, wie in der Schweiz angesiedelte Tiere bewiesen haben (in der
Schweiz sind die Winter kälter und die hier angesiedelten Rhône-Biber legten nach dem Aussetzen auch Nahrungsflöße an;
Kitchener 2001).
Bei der Anlage und der Größe der Nahrungsflöße spielen darüber hinaus auch persönliche Erfahrungen einzelner Biber eine Rolle. So können
sich selbst benachbarte Familien in dieser Hinsicht deutlich voneinander unterscheiden (Zahner
et al. 2005).
Über die Größe der Nahrungsflöße liegen recht unterschiedliche Beobachtungen vor. Djoshkin &
Safonow (1972) haben beim Eurasischen Biber Nahrungsflöße von einigen wenigen Zweigen bis zu einer maximalen Ausdehnung von 70 m³
gefunden, wobei die mittlere Ausdehnung bei 4,6 m³ liegen soll (dies verdeutlicht ebenfalls die relativ große Variabilität beim Bau der
Nahrungsflöße). Nach Zahner et al. (2005) schwankt die Größe zwischen 22 und
154 m³. Bei Müller-Schwarze (2011) sind Gewichtsangaben für Nahrungsflöße zu finden,
die von Bibern in Alberta, Kanada (relativ kalte Winter) angelegt wurden. Demnach schwankte das Gewicht der zusammengetragenen Äste zwischen
39,5 und 56 kg.
Nach ernährungsphysiologischen Berechnungen sollen die meisten der daraufhin in Alberta, Kanada untersuchten Nahrungsflöße alleine nicht
ausreichen, um alle Familienmitglieder, welche den jeweiligen Nahrungsvorrat zusammengetragen haben, über die gesamte Zeit des Winters zu ernähren
(Müller-Schwarze 2011). Also sind auch die Biber, welche einen Wintervorrat angelegt haben,
immer noch darauf angewiesen, im Winter von Zeit zu Zeit das Wasser zu verlassen und an Land nach Nahrung zu suchen, d.h. Gehölze zu
schneiden bzw. zu fällen.
Einfluss von Pflanzeninhaltsstoffen auf die Ernährung [Zum Seitenanfang]
Neuaustrieb einer Weide nach
Verbiss durch einen Biber (Neetze
-Kanal bei St. Dionys, LK Lüneburg).
Die Bevorzugung von Weiden und Pappeln als Nahrungspflanzen des Bibers wird damit erklärt, dass diese Baumarten nur über sehr geringe Mengen an
sekundären Pflanzeninhaltsstoffen (z.B. Gerbsäuren) verfügen. Gerbsäuren (auch Tannine genannt) dienen vielen Pflanzen als Abwehrstoffe
gegen pflanzenfressende Tiere, da sie zum Einen die Verdauungsvorgänge negativ beeinflussen, indem sie beispielsweise die Wirkung der tierischen
Verdauungsenzyme hemmen (Sitte et al. 1991). Allerdings ist in jungen Pappel- und
Weidenschösslingen, die nach dem Fällen eines Baumes aus dem Baumstumpf austreiben, ein höherer Gehalt an Bitterstoffen (verschiedene phenolische
Substanzen, Tannine) zu finden, die mit dem älter werden der Schösslinge zunehmend verschwinden (Gallant
et al. 2004; Müller-Schwarze 2011; Zahner
et al. 2005). Konsequenterweise werden diese jungen Schösslinge von den Bibern während dieser Zeit nicht gefressen. Die Beeinflussung der
Biber durch eine bestimmten Gruppe von Gerbstoffen (den sogenannten "hydrolysierbaren Gerbstoffen" oder Gallotanninen) hält sich allerdings
in Grenzen, da sie im Speichel Enzyme besitzen, die diese Gerbstoffe abbauen können (für die zweite Gruppe der Gerbstoffe, die "kondensierten
Gerbstoffe" oder Catechinen gilt dies allerdings nicht). Es ist nachgewiesen, dass Biber zwischen den beiden Gerbstoffarten unterscheiden (sie bevorzugen
Bäume die hauptsächlich Gallotannine enthalten) und dass sie sogar die Höhe des Tanningehalts eines Baumes bestimmen können (sie
wählen die Bäume mit dem niedrigsten Tanningehalt aus; Müller-Schwarze 2011). Neben dem
Geruchssinn spielt bei der Beurteilung eines Baumes als fressbar oder nicht eventuell auch der Geschmack eine Rolle, da sich in Biberrevieren oftmals
angebissene Bäume finden lassen, die von den Tieren aber dann nicht weiter bearbeitet werden (Kitchener
2001; Müller-Schwarze 2011).
Weiden und Pappeln werden also nicht wegen ihres besonders hohen Nährstoffgehalts von den Bibern bevorzugt, sondern eher auf Grund der leichten Verdaulichkeit.
Wie ein Vergleich der Retentionszeit - also der Zeit, mit der eine bestimmte Nahrung den Verdauungstrakt durchläuft - verschiedener Rindennahrung zeigt,
gibt es hier je nach Baumart deutliche Unterschiede. Für den Nordamerikanischen Biber wurden beim Verzehr der Rinde Amerikanischer Zitterpappeln (Populus
tremuloides) - der bevorzugten Gehölznahrung der Biber in Nordamerika - Retentionszeiten zwischen 10 und 20 Stunden gemessen
(Ganzhorn & Harthun 2000; Müller-Schwarze 2011),
während beispielsweise Erlen-Rinde für die Darmpassage etwa 40 bis maximal 60 Stunden (Ganzhorn & Harthun
2000) und Rot-Ahorn-Rinde (Acer rubrum) 30 - 50 Stunden (Müller-Schwarze 2011) benötigt. Die
lange Retentionszeit und damit die geringe Verdaulichkeit von Erlen-Rinde ist unter anderem auf den relativ hohen Rohfasergehalt (v.a. Hemizellulose, Zellulose
und Lignin, zusammengefasst auch als NDF = neutral detergent fiber bezeichnet) und den dadurch bedingten geringen Anteil an verdaulicher, organischer
Substanz zurückzuführen. Obwohl Erlen einen vergleichsweise hohen Energiegehalt aufweisen, ist diese Energie für den Biber kaum nutzbar
(Nolet et al. 1994). Ähnliche Verhältnisse liegen auch für die Ahorn-Rinde vor. Aus
diesen Gründen gehören die verschiedenen Erlen- und Ahorn-Arten nicht zu den bevorzugten Nahrungsgehölzen des Bibers.
Wie weiter oben aber bereits beschrieben, werden aber neben Weiden und Pappeln noch eine ganze Reihe weiterer Pflanzen gefressen, da sich Biber nicht ausschließlich
von einer einzigen Baumart ernähren können, ohne dass es dabei zu Mangelerscheinungen kommt. Bei Fütterungsversuchen mit nur jeweils einer einzigen Baumart
verloren alle Versuchstiere an Gewicht. Bei einer Fütterung mit Amerikanischer Zitterpappel oder Großzähniger Pappel (Populus grandidentata) verloren
die Biber etwa 0,1% ihres Körpergewichts pro Versuchstag, bei der Fütterung mit Birke, Ahorn oder Erle waren die Gewichtsverluste mit 0,3 - 0,6% pro Tag
noch ausgeprägter (Müller-Schwarze 2011). Neben den Einflüssen auf die Gewichtsentwicklung spiegelt sich
die Qualität der aufgenommenen Nahrung unter anderem auch noch in der Wurfgröße der Biber wieder. Mit abnehmender Qualität der Nahrung bringen die Weibchen
zunehmend kleinere Würfe zur Welt (Jenkins & Busher 1979). Biber sind daher darauf angewiesen, ihre bevorzugte Nahrung
(Weiden und Pappeln) durch andere Pflanzen zu ergänzen. Dabei dienen beispielsweise Haselnuss, Esche und auch die meisten Wasserpflanzen den Bibern als
Natrium-Quelle, während Auen-Traubenkirschen und Pappeln in erster Linie wegen des relativ hohen Phosphorgehalts aufgenommen werden
(Nolet et al. 1994).
Benötigte Nahrungsmenge [Zum Seitenanfang]
Da der Verzehr von Gehölzen durch den Biber sehr auffällig ist und selbst das Fällen einiger weniger großer Bäume kaum zu übersehen
ist, stellt sich häufig die Frage, wie viel Nahrung ein Biber pro Tag benötigt (wohl aus der Angst heraus, dass die Biber sämtliche Bäume
entlang eines Fließgewässers oder eines Sees fällen könnten).
Der Grundumsatz - also die Energie die benötigt wird, um den Stoffwechsel eines ruhenden tierischen Organismus aufrecht zu erhalten - wird für den
Nordamerikanischen Biber mit etwa 265 - 296 kJ pro kg Körpermasse pro Tag angegeben (Brenner 1967;
Jenkins & Busher 1979), wobei allerdings keine Unterscheidung zwischen Sommer und Winter getroffen wird. Etwas
detailliertere Angaben lassen sich bei Zahner et al. (2005) finden, die den Grundumsatz erwachsener Eurasischer Biber
im Sommer mit 180 kJ/kg/Tag und im Winter mit 210 kJ/kg/Tag beziffern. Demnach wären die Angaben von Brenner
(1967) und Jenkins & Busher (1979) auf den Winter bezogen und die im Vergleich höheren Werte auf die
kälteren Winter in Nordamerika zurückzuführen.
Die pro Tier benötigte Nahrungsmenge variiert je nach Jahreszeit und je nach Größe des Tieres und dessen Aktivität zwischen 0,63 - 0,99 kg pro Tag (für
Nordamerikanische Biber). In Einzelfällen wurden auch schon bis zu 2 kg pro Tier und Tag ermittelt (Brenner
1967). An Gehölznahrung (Rinde und junge Zweige) benötigt ein erwachsener Biber im Winter etwa 0,9 kg pro Tag (Zahner
at al. 2005). Hier ist allerdings zu beachten, dass sich die Tiere auch im Winter nicht ausschließlich von Gehölzen ernähren (s.o.). Während der Sommermonate
verzehrt ein Biber zwischen 1,5 - 2 kg frisches Grünfutter (im Wesentlichen terrestrische und aquatische Kräuter und Gräser;
Zahner et al. 2005).
In Nordamerika sind Untersuchungen durchgeführt worden, welche für den Biber verwertbare Nahrungsmengen Bäume mit einem bestimmten Stammdurchmesser ergeben,
da vom Biber ja nur die Rinde und die jungen Zweige gefressen werden (s.o.). Demnach entsprächen die 0,9 kg frischer Rinde einer Pappel mit einem
Brusthöhendurchmesser (BHD) von etwa 3,1 cm (Aldous 1938). Andere Autoren kommen zu einem etwas günstigerem
Verhältnis, da bereits eine Pappel mit einem BHD von 2,5 cm etwa 1,3 kg an verwertbarer Nahrung für dem Biber liefern soll
(Müller-Schwarze 2011). Demnach würde also bereits ein relativ kleiner Baum von nicht mehr als 3 cm
Stammdurchmesser ausreichen, um einen Biber einen Tag lang zu ernähren.
Da die Biber aber von den gefällten Bäumen nur die Rinde und die jungen Äste verzehren, das Holz jedoch höchstens zum Bau ihrer Burg oder eines Damms
nutzen, benötigt ein einzelner Biber nach Aussage einiger Autoren dennoch bis zu 4000 kg Holz jährlich
(Freye 1978; Kitchener 2001). Allerdings werden sehr große Bäume
nur relativ selten von Bibern gefällt (siehe dazu auch den nächsten Abschnitt).
Stammdurchmesser der genutzten Gehölze [Zum Seitenanfang]
Biber in Bayern nutzen zu etwa 65% Stämme mit einem Brusthöhendurchmesser von weniger als 5 cm (Zahner
et al. 2005). Bei Untersuchungen an der Elbe wurde festgestellt, dass bei 90% der vom Biber gefällten Stämme der Stammdurchmesser weniger als 10 cm
(BHD) betrug, wobei Stämme mit einem Durchmesser von weniger als 5 cm einen sehr großen Anteil ausmachten
(Recker 1997). In Norwegen machten Stämme mit einem Durchmesser von weniger als 5 cm sogar bis zu
95% aller von Bibern gefällten Bäume aus (Haarberg & Rosell 2006).
Verteilung der Stammdurchmesser
der von Bibern an der Hase genutz-
ten Gehölze (Quelle: Klenner-Fringes
2001).
An der Hase im Emsland belief sich der Anteil der gefällten bzw. geschnittenen Weiden mit einem Stammdurchmesser von weniger als 5 cm (gemessen unterhalb der Schnittfläche)
ebenfalls auf knapp 90% aller genutzten Weiden (insgesamt wurden 6354 Weidenschnitte vermessen; Klenner-Fringes 2001). Von
den gefällten Gehölzen, die nicht zu den Weiden zu rechnen sind (insgesamt 574 vermessene Fällungen), wiesen knapp 84% einen Stammdurchmesser von weniger als
5 cm auf (gemessen direkt unterhalb des Fällkeils; der Großteil der Schnitte lag dabei zwischen 2 und 4 cm Durchmesser), etwa 12% aller genutzten nicht-Weiden-Arten
hatten einen Stammdurchmesser zwischen 6 - 10 cm und nur knapp 4% der Stämme hatten einen Durchmesser von mehr als 10 cm
(Klenner-Fringes 2001). Insgesamt lag also der Stamm- bzw. Astdurchmesser bei etwa 89% alle gefällten oder geschnittenen
Gehölze (Weiden und nicht-Weiden) unterhalb von 5 cm (gemessen auf Höhe des Schnitts, der BHD wäre dementsprechend noch geringer).
Wie bereits erwähnt, fällen Biber nur selten größere Bäume. Das bedeutet allerdings nicht, dass sie dies nicht von Zeit zu Zeit doch einmal
tun. Dabei schrecken sie auch vor sehr großen Bäumen nicht zurück. Für Norwegen beispielsweise liegen Berichte über das Fällen einer
Pappel mit 68 cm, einer Birke mit 58 cm und einer Eiche mit 38 cm Stammdurchmesser vor und für Schweden wurde das Fällen von bis zu 100 cm dicken Birken
beobachtet. Im Voronezh-Gebiet in Russland wurden ebenfalls Weiden und Pappeln mit mehr als 100 cm Stammdurchmesser vom Biber gefällt. Weiterhin wurde in der
Ukraine in der Vergangenheit eine Eiche mit 90 cm Durchmesser genutzt (Kitchener 2001).
An der Hase betrug der Stammdurchmesser des dicksten, im Zeitraum zwischen 1990 und 1995 gefällten Baumes - einer Zitterpappel - 34 cm
(Klenner-Fringes 2001). Während der Untersuchung von Klenner-Fringes
(2001) wurden in einem Zeitraum von 5 Jahren allerdings nur 7 Bäume mit mehr als 20 cm Stammdurchmesser gefällt (1 Süßkirsche, 6 Zitterpappeln).
Die bevorzugte Nutzung von Gehölzen mit geringem Stammdurchmesser erklärt sich daraus, dass größere Bäume (von Ausnahmen abgesehen) für Biber eher
uninteressant sind, da die Tiere bei solchen Bäumen relativ viel Zeit und Energie für das Fällen aufwenden müssen, die Nahrungsausbeute von solchen
Bäumen aber in keinem Verhältnis zum Zeit- und Energieaufwand steht (Nolet et al. 1994;
Zahner et al. 2005). Manche Autoren vermuten auch, dass in Gebieten, in denen Biber größerer Bäume fällen,
das Nahrungsangebot für den Biber unzureichend ist (Gehölze mit geringem Stamm- bzw. Astdurchmesser sind nicht in ausreichender Menge vorhanden). In solchen
Gebieten soll dann auch die Siedlungsdichte der Tiere geringer sein, da zur ausreichenden Nahrungsversorgung einer Familie entsprechend große Reviere
benötigt werden (Recker 1997).
Entfernung vom Ufer bei der Nahrungssuche [Zum Seitenanfang]
Biber sind sogenannte "central place foragers", das heißt, dass die Tiere die Nahrungssuche von einem zentralen Platz in ihrem
Revier aus beginnen (meistens dem Bau) und die gefundene Nahrung zu einem großen Teil zu diesem zentralen Platz transportieren und dann dort verzehren.
Von den Bibern wird allerdings nicht alle Nahrung zum Bau transportiert; vielmehr haben die Tiere mehrere, über das Revier verteilte Fraßplätze, die
sich aber in der Regel im Uferbereich des Gewässers befinden (die Tiere sitzen beim Fressen halb im Wasser), da das Wasser das Fluchtmedium für
die Tiere darstellt (Haarberg & Rosell 2006;
Kitchener 2001; Krojerová-Prokesová et al. 2010;
Müller-Schwarze 2011; Zahner et al. 2005). Auf
Grund der Tatsache, dass sich an Land befindende Biber durch Landraubtiere stark gefährdet sind und bei Gefahr bevorzugt zum Wasser hin flüchten,
entfernen sich die Tiere bei der Nahrungssuche nicht beliebig weit von dem nächstgelegenen Gewässer.
Für den Nordamerikanischen Biber ist nachgewiesen, dass die Zeit die zur Nahrungssuche und -aufnahme sowie die Anzahl der geschnittenen oder gefällten
Gehölze mit zunehmender Entfernung vom Gewässerufer linear abnimmt. Im Normalfall entfernen sich Eurasische Biber bei der Nahrungssuche etwa 10 - 20 m vom
Gewässerrand; lediglich das Vorkommen von bevorzugter Nahrung kann die Tiere veranlassen, sich auch weiter vom Ufer weg zu bewegen
(Zahner et al. 2005). Bei Untersuchungen in Norwegen befanden sich 40% aller durch den Biber gefällten
Bäume in einer Entfernung von 10 m vom Ufer entfernt (Haarberg & Rosell 2006). Nur in seltenen Fällen
nutzen Biber Nahrungspflanzen, die mehr als 60 m weit vom Ufer weg wachsen
(Krojerová-Prokesová et al. 2010). Mit zunehmendem Abstand vom Ufer werden Biber in
Bezug auf die Nahrungswahl immer selektiver, wobei sich die Literaturangaben zu dieser Selektivität zum Teil widersprechen. So wird in einigen Studien beschrieben,
dass mit zunehmender Entfernung vom Wasser eher Bäume mit geringerem Stammdurchmesser gefällt werden (Jenkins
1980; Müller-Schwarze 2011), während die Tiere in anderen Untersuchungen mit zunehmender Entfernung
eher dickere Bäume gefällt haben (Gallant et al. 2004). Auch in Bezug auf die Auswahl der genutzten
Baumarten in Abhängigkeit von der Entfernung zum Ufer liegen sich widersprechende Angaben vor. Nach Meinung einiger Autoren werden mit größer werdendem
Abstand vom Wasser nur noch vom Biber bevorzugt gefressene Baumarten (z.B. Pappeln) gefällt (Müller-Schwarze
2011), während andere Autoren keine solche gehölzartabhängige Selektivität nachweisen konnten (Haarberg & Rosell 2006;
Gallant et al. 2004). Nach der Theorie der "optimalen Nahrungssuche" (engl.: optimal foraging)
wäre jedenfalls eher zu erwarten, dass Biber mit zunehmender Entfernung vom Ufer eher kleinere Bäume ausgewählter Arten fällen sollten, um den Aufwand (Zeit- und
Energieaufwand für das Fällen und den Transport) in einer möglichst günstigen Relation zum Nutzen (Energie- und Nährstoffgehalt der gefällten
Bäume) zu halten.
Verteilung der durch Biber
genutzten Gehölze und des
Gehölzangebots an der Hase
(Quelle: Klenner-Fringes 2001).
An der Hase im Emsland liegen die Verhältnisse ähnlich. Nahezu sämtliche Weiden (97% der 6354 Schnitte) wurden in einem Abstand von maximal 5 m zum Ufer geschnitten, da
es sich bei den genutzten Weiden überwiegend um ufernah wachsende Strauchweiden handelte. Von den gefällten Bäumen der nicht-Weidenarten wurde mehr als die Hälfte
in einer Entfernung von weniger als 10 m zum Ufer genutzt und das, obwohl das Gehölzangebot im Abstand zwischen 10 und 25 m vom Ufer deutlich größer war (hier
wuchsen etwa 81% aller Bäume) als im Abstand zwischen 0 und 10 m (in diesem Bereich befanden nur etwa 19% aller Bäume). Die Anzahl der Fällungen und Schnitte nahm
über einen Abstand von 25 m mit zunehmender Entfernung zum Ufer nahezu exponentiell ab (Klenner-Fringes 2001), d.h. dass in
größerem Abstand zum Ufer immer weniger Bäume gefällt wurden.
Für einzelne Baumarten konnte ein signifikanter Zusammenhang zwischen der Entfernung vom Ufer und dem Stammdurchmesser ermittelt werden. Demnach wurden mit
zunehmendem Abstand vom Ufer Eschen mit größeren Stammdurchmesser genutzt, während von der Gemeinen Kiefer und der Stieleiche mit zunehmendem Abstand Bäume
mit kleinerem Stammdurchmesser gefällt wurden. Werden jedoch alle Baumarten zusammen analysiert, so war kein Zusammenhang zwischen der Entfernung vom Ufer
und dem Stammdurchmesser nachweisbar (Klenner-Fringes 2001). Diese baumartabhängigen Unterschiede bei der
Nutzung unterschiedlich dicker Bäume in Abhängigkeit von der Entfernung zum Ufer sind eventuell auch der Grund für die oben erwähnten, inkonsistenten Ergebnisse
bei anderen Untersuchungen des gleichen Phänomens, da in diesen Analysen die einzelnen Baumarten nicht getrennt betrachtet wurden.
Landwirtschaftliche Nutzung bis
unmittelbar an der Gewässerrand
(Alte Leine, LK Hannover).
Die hier dargestellten Untersuchungen zeigen also, dass Biber nur einen relativ begrenzten Uferabschnitt der von ihnen besiedelten Gewässer nutzen. Um den meisten,
durch Fraß an Kulturpflanzen oder forstlich genutzten Kulturen entstehenden Schäden vorzubeugen, wäre es daher ausreichend, rechts und links eines Gewässers einen
10 - 20 m breiten Uferabschnitt der natürlichen Sukzession zu überlassen (Krojerová-Prokesová et al. 2010). Die
gängige Praxis sieht aber nicht nur im Emsland in der Regel deutlich anders aus, da an den meisten Gewässern eine Bewirtschaftung bis unmittelbar in den Uferbereich erfolgt.
Bei einer solchen Wirtschaftsweise sind Probleme mit dem Biber oftmals nicht zu vermeiden.
Leider ist mit der Überarbeitung des Wasserhaushaltsgesetz (WHG in der Fassung
vom 31.07.2009) im § 38 bundesweit die Breite des Gewässerrandstreifens pauschal auf
5 m festgelegt worden, was nicht nur in Hinblick auf den Biber als semiaquatischem Säugetier in Zukunft vermehrt zu Problemen führen könnte. Im
Niedersächsischen Wassergesetz
(NWG) war ursprünglich eine Gewässerrandstreifenbreite von 10 m für Gewässer 1. Ordnung und von 5 m für Gewässer 2. Ordnung vorgesehen. Diese, wenn
auch nicht deutlich bessere Regelung wurde aber mittlerweile auch im NWG zu Gunsten der bundesweiten Regelung des WHG aufgegeben (siehe beispielsweise diese
Ausführung des Landvolk Niedersachens bei archive.org). Von vielen
Naturschutzverbänden wird eine pauschale Breite des Gewässerrandstreifens aus vielerlei Gründen als viel zu gering erachtet, wie beispielsweise diese
Stellungnahme des BUND-Niedersachsens (pdf, 42kb)
deutlich macht.
Das Fällen eines Baumes [Zum Seitenanfang]
Von einem Biber doppelkegelförmig
benagte Kiefer an der Lotter Beeke.
Wenn Biber Gehölze als Nahrung nutzen, dann werden in der Regel Bäume mit
einem Stammdurchmesser von mehr als 8 cm mit dem typischen doppelkegelförmigen
Schnitt ("Sanduhr") gefällt (Freye 1978). Der
Arbeitsaufwand beim Fällen beläuft sich nach Göhre (1954)
auf etwa 30 J für jeden einzelnen Biss (zur Veranschaulichung: 30 J entspricht
der Arbeit die geleistet werden muss, um einen 3 kg schweren Gegenstand um 1 m hoch
zu heben). Pro Biss soll ein Biber nach dem gleichen Autor eine Kraft von etwa 785 N
aufwenden.
Bäume werden vom Biber in der Regel in einer Höhe von etwa 20 cm (maximal
bis etwa 50 cm) gefällt (Haarberg & Rosell 2006). Zum Fällen
eines Baumes richtet sich das Tier auf den Hinterextremitäten auf und Stützt
sich mit den Händen am Stamm ab. Dabei wird eine Hand immer höher angesetzt
als die andere, so dass der Oberkörper zur Seite geneigt ist. Die Kelle wird dabei
als Stütze benutzt. In den meisten Fällen wird der Stammabschnitt, an dem der
Fällkeil angelegt wird, zunächst rundherum von der Rinde befreit
(Djoshkin & Safonow 1972).
Als nächstes wird der "untere Kegel" angelegt, wozu der Biber seinen Kopf
um etwa 45° neigt (Kitchener 2001; Wilson 1971) und mit den
Schneidezähnen etwa 3 - 10 cm lange Späne aus dem Holz herausgenagt
(Göhre 1954). Ist der "untere Kegel" zu einem gewissen Teil
fertig gestellt, so beginnt der Biber damit, den "oberen Kegel" anzulegen, wozu
der Kopf, ausgehend von der normalen Kopfhaltung, um etwa 135° gedreht wird und
wiederum einzelne Späne aus dem Stamm genagt werden (Kitchener 2001;
Wilson 1971). Dünnere Stämme und Äste werden vom Biber mit
einem einfachen, schräg gesetzten Schnitt mit den Schneidezähnen durchtrennt,
wobei eine Schnittfläche entsteht, welche um etwa 45° in Bezug auf die Stamm-
bzw. Astlängsachse geneigt ist (Kitchener 2001).
Während des Nagens dienen die oberen, breiteren Schneidezähne als Widerlager
bzw. Ankerpunkt, während die schmaleren Schneidezähne des Unterkiefers die
eigentliche Schneidearbeit übernehmen (Wilson 1971). In einigen
Abhandlungen - wie z.B. bei Göhre (1954) - ist dies falsch
dargestellt, da hier behauptet wird, dass die unteren Schneidezähne als Ankerpunkt
dienen und die oberen Schneidezähne das Schneiden übernehmen.
Link zu einem Video, in dem
das Fällen eines Baumes
durch einen Biber gezeigt
wird (Quelle:
www.arkive.org).
Während der Fällarbeiten benagen die Tiere das Holz für etwa 5 - 10 Minuten,
nach denen eine kurze Pause erfolgt, die die Tiere zum Schärfen der Schneidezähne
nutzt. Die oberen Schneidezähne werden geschärft, indem durch schnelle Auf- und
Abwärtsbewegungen des Unterkiefers die Außenseite der unteren gegen die Innenseite
der oberen Schneidezähne gerieben wird. Die unteren Schneidezähne werden dagegen
durch das Reiben der Außenseite der oberen gegen die Innenseite der unteren
Schneidezähne scharf gehalten (wie bei allen Nagetieren ist auch beim Biber nur die
Vorderseite der Schneidezähne mit hartem Zahnschmelz überzogen, während die
Innenseite der Schneidezähne nur aus dem weicheren Dentin besteht). Nach etwa einer
Stunde wird eine längere Pause eingelegt, in der die Tiere in der Regel das Wasser
aufsuchen um zu trinken oder zu fressen (Wilson 1971).
In der Regel bearbeitet nie mehr als ein Tier zur selben Zeit einen zum Fällen
ausgewählten Baum; mitunter wird aber ein Baum nacheinander von verschiedenen Individuen
einer Familie bearbeitet (Djoshkin & Safonow 1972; Kitchener 2001;
Wilson 1971). Das ARKive-Video, bei dem zwei Biber an einem Baum zu sehen sind,
zeigt von daher eine eher ungewöhnliche Situation (wahrscheinlich handelt es sich bei dem
gezeigten Video um Gehegeaufnahmen).
Die Intensität, mit der ein Biber einen Baum bearbeitet, ändert sich im Laufe der
Nacht und ist etwa um Mitternacht am Höchsten. Sowohl während der Abend- als auch
der Morgendämmerung ist die Fällaktivität dagegen am Geringsten ausgeprägt
(Wilson 1971).
Nachdem der Baum gefällt wurde, werden die dünneren Zweige abgetrennt, zum Ufer
transportiert und hier gefressen. Dickere Äste ab einem Durchmesser von etwa 10 cm
werden in kleinere, 1 - 2 m lange Stücke zerlegt und dann ebenfalls zum Wasser geschafft
(z.T. werden diese Stücke nach dem Entrinden noch als Bauholz für einen Damm oder
für die Burg bzw. den Mittelbau genutzt). Der Rest des Stamms wird an Ort und Stelle
entrindet, sofern sich die Rinde zum Verzehr eignet, d.h. eine nicht zu dicke Borke aufweist
(Freye 1978; Jenkins & Busher 1979; Wilson 1971).
Etwa 98% der abtransportierten Äste weisen dabei einen Durchmesser von weniger als 16 cm
auf, da der Biber kaum in der Lage ist, noch größere Äste zu bewegen
(Zahner et al. 2005).
Die Zeit, die ein Biber zum Fällen eines Baumes benötigt, ist sehr stark von der
Baumart (Weichholz oder Hartholz) und dem Stammdurchmesser abhängig
(Djoshkin & Safonow 1972). Laut Kitchener (2001) benötigt
ein Biber für eine Pappel mit einem Durchmesser von 12 cm etwa ein halbe Stunde, für
eine Pappel mit 25 cm dagegen etwa 4 Stunden. Ähnliche Werte sind bei
Müller-Schwarze (2011) zu finden, der für einen Baum mit 15 cm Durchmesser
eine Fälldauer von 50 Minuten und für einen Stamm mit 25 cm ebenfalls 4 Stunden angibt.
Da sich die Tiere mitunter nicht ununterbrochen mit dem Fällen eines Baumes beschäftigen,
sondern z.T. auch längere Pausen einlegen (die oben gemachten Zeitangaben beziehen sich auf
die reine Bearbeitungszeit), werden für dickere Stämme mit 18 cm Durchmesser und mehr
in der Regel 2 - 3 Nächte benötigt, während Bäume mit einem Stammdurchmesser
von 8 - 10 cm meistens innerhalb einer Nacht gefällt werden (Djoshkin & Safonow
1972). Fällen Biber Harthölzer wie beispielsweise Eichen oder Ulmen, dann benötigen sie
dazu in der Regel deutlich länger (Djoshkin & Safonow 1972). Mitunter werden
Bäume mit einem Durchmesser von mehr als 10 cm gar nicht gefällt, sondern nur entrindet,
so weit die Tiere reichen können (bis etwa 50 cm hoch; Jenkins & Busher 1979;
siehe hierzu auch das Video unten). Dies ist beispielsweise häufig bei Nadelgehölzen zu
beobachten.
Videoaufnahme eines fressenden Bibers. Auf diesem Video ist das Schälen eines größeren Baumes durch einen Biber zu sehen. Das Tier löst mit den Schneidezähnen einen Streifen Rinde, zieht diesen nach oben und trennt ihn dann von dem Baum ab. Der Rindenstreifen wird mit den Händen zum Mund geführt, es werden einige kleinere Stücke mit den Schneidezähnen abgebissen und diese dann mit den Backenzähnen zerkleinert (Video: Freihand-Aufnahme von Christoph Elbert, Meppen).
Das sich bewurzelnde Fraßholz
eines Bibers.
Das Fällen eines Baumes bedeutet nicht unbedingt, dass dieser anschließend
abstirbt. Vor allem Weichhölzer wie Weiden und Pappeln haben ein relativ hohes
Regenerationspotential und können nach dem Fällen aus dem verbleibenden
Stammrest, dem Stumpf, erneut ausschlagen (dies machen sich beispielsweise auch Menschen
zu nutze, in dem sie Bäume und Sträucher "auf den Stock setzen"). So
treiben zwischen 60% und 88% der vom Biber verbissenen Weiden nach dem Verbiss erneut aus,
wobei aus jeder Schnittstelle zwischen 10 und 35 Schösslinge neu austreiben
(Zahner et al. 2005). Da die frischen Triebe von Pappeln und wohl
auch Weiden durch die Einlagerung von Bitterstoffen (Gerbsäuren u.ä.; siehe
oben) einen gewissen Fraßschutz besitzen, ist sicher gestellt, dass diese nicht
sofort wieder von den Bibern verbissen werden, sondern zumindest eine Zeit lang
ungehindert wachsen und eine gewisse Stärke erreichen können. Dadurch das
aus einem abgeschnittenen Ast bzw. einem gefällten Stamm mehrere neue Schösslinge
austreiben, die dann nach einiger Zeit wiederum von den Tieren geschnitten werden können,
nutzen Biber die ihnen zur Verfügung stehenden Ressourcen in einem gewissen Maße
sogar nachhaltig. Zum Teil sorgen Biber sogar dafür, dass der Bestand bestimmter
Gehölzarten (v.a. Strauchweiden) in ihrem Revier zunimmt. Dadurch, dass sie die
Äste im Uferbereich des Gewässers schälen und die Rinde verzehren verbleiben
die abgenagten Fraßhölzer in diesem Bereich. Da nicht alle Äste vollständig
von der Rinde befreit werden, können einige austreiben, Wurzeln bilden und zu einem neuen
Strauch oder Baum heranwachsen (Klenner-Fringes, eigene Beobachtungen an der Hase
im Emsland). Dies ist vor allem dadurch von Bedeutung, da beispielsweise Weiden durch die
heutige Bewirtschaftung und "Pflege" der Gewässer (hier in erster Linie der
Fließgewässer) kaum noch Möglichkeiten haben, sich durch Samen zu vermehren.
Weiden- und zu einem gewissen Teil auch Pappelsamen benötigen zum Auskeimen Rohböden,
d.h. Böden, die weitgehend vegetationslos und nicht von einer dichten Decke aus
Gräsern und Kräutern bedeckt sind. Durch den Ausbau der Gewässer zum Regelprofil
(Uferböschungen mit einem Neigungswinkel von 45°) und der damit verbundenen
Unterbindung einer natürlichen Flussdynamik sowie der Förderung eines dichten,
durchgehenden Grasbewuchses durch eine regelmäßige Mahd der Uferböschungen,
sind solche Rohbodenstandorte an unseren Fließgewässern sehr selten geworden und der
Verbreitung von Weiden und Pappeln über Samen relativ enge Grenzen gesetzt. Durch das
Austreiben der Fraßhölzer können Biber also zumindest indirekt zur
vegetativen Ausbreitung und Vermehrung uferbegleitender Weichhölzer als einem
natürlichen Bestandteil von Auenbiotopen beitragen.
Es gibt allerdings auch Beobachtungen, nach denen Biber das ihnen zur Verfügung
stehende Gehölzangebot übernutzt haben und nach einer gewissen Zeit zum Abwandern
gezwungen waren. Sehr häufig war in solchen Fällen aber das Nahrungsangebot von
vornherein sehr begrenzt und der entsprechende Lebensraum für eine Besiedlung durch den
Biber wenig geeignet (solche suboptimalen Habitate werden vor allem dann besiedelt, wenn die
Populationsdichte des Bibers in einem Gebiet relativ hoch ist und alle optimal geeigneten
Lebensräume bereits durch Biber besetzt sind).
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