Eines der Gründertiere der Biberpopulation an der Hase.

Die Emslandbiber

To the English version Biologie des Bibers

Lebensraum des Bibers


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Inhaltsverzeichnis


Biber besiedeln nahezu alle möglichen Gewässertypen von größeren Seen und kleineren Teichen über kleinere Bäche und Flüsse bis hin zu großen Strömen wie beispielsweise die Elbe. Dabei kommen die Tiere sowohl in den Ebenen auf Meeresspiegelniveau bis hin zu Höhenlagen um 3000 m vor, wobei hier den Bibern auch Gebirgsflüsse als Lebensraum dienen können (Djoshkin & Safonow 1972).

Typischer Lebensraum des Bibers an der Hase
Typischer Lebensraum des Bibers
an der Hase.
In einer ganzen Reihe von Veröffentlichungen ist untersucht worden, welche Lebensraumcharakteristika von den Bibern bei der Habitatwahl herangezogen werden und nicht wenige Autoren haben versucht, das Wahlverhalten der Tiere auf ein einzelnes Kriterium (etwa die Verfügbarkeit an Winternahrung oder die Fließgeschwindigkeit) zu beschränken. Dabei sind einzelne Untersuchungen sogar zu dem Schluss gelangt, dass die Nahrungsverfügbarkeit nur eine untergeordnete Rolle bei der Reviergründung spielen soll. Die Autoren gehen davon aus, dass die Biber sich durch die Gestaltung des Lebensraums selbst ihre Nahrungsgrundlage schaffen (Beier & Barret 1987). Dabei scheinen die genannten Autoren zu übersehen, dass eine solche Lebensraumgestaltung eine gewisse Zeit benötigt (für das Wachstum geeigneter Bäumen als wichtige Winternahrung dürften Jahre nötig sein), die Tiere aber in der Zwischenzeit von irgendetwas leben müssen. Die Nahrungsverfügbarkeit dürfte also doch einen entscheidenden Einfluss auf die Habitatwahl des Bibers haben. Es ist wahrscheinlicher, dass sich Biber (ebenso wie die meisten anderen Tiere) bei der Habitatwahl an einer ganzen Reihe von Faktoren orientieren und ihre Wahl letztendlich einen Kompromiss zwischen den einzelnen Habitatvariablen darstellt. Darüber hinaus sind Biber gerade bei der Habitatwahl äußerst anpassungsfähig, was bei der Beschränkung auf einige wenige "Hauptkriterien" bei der Wahl eines geeigneten Lebensraums der ökologischen Plastizität der Tiere sicher nicht gerecht wird.

Nahrungsverfügbarkeit [Zum Seitenanfang]

Typischer Lebensraum des Bibers an der Ems
Typischer Lebensraum des Bibers
an der Ems.
Eine der wenigen Voraussetzungen, die ein Gewässer erfüllen muss, um vom Biber bewohnt werden zu können, ist das Vorhandensein eines gewässerbegleitenden Gehölzstreifens mit regenerationsfähigen Weichhhölzer wie beispielsweise Weiden (Gattung Salix), Pappeln (Gattung Populus), Birken (Gattung Betula) und Eschen (Gattung Fraxinus) (Heidecke & Ibe, ohne Jahreszahl). Das Vorkommen dieser Gehölzgattungen ist wichtig, da diese den Bibern als Winternahrung dienen, wenn die Tiere ein Gewässer dauerhaft besiedeln. Zu einem gewissen Teil kann die Gehölznahrung im Winter allerdings durch unterhalb des Wasserspiegels wachsende Wasserpflanzen ersetzt werden (Heidecke 1989).
Für die Wahl des Lebensraums spielt aber nicht nur die Verfügbarkeit an geeigneter Winternahrung eine Rolle, sondern auch das Vorhandensein von terrestrischen Gräsern und Kräutern sowie von aquatischen Pflanzen, da sich Biber im Sommer vor allem von solchen Pflanzen ernähren (der Anteil von Gräsern, Kräutern und Wasserpflanzen kann im Sommer bis zu 90% der aufgenommenen Nahrung ausmachen, Gurnell 1998; siehe hierzu auch das Kapitel Ernährung). Für die langfristige Besiedlung eines Gewässers sind ausschließlich Gehölze als Nahrungsquelle nicht ausreichend (Halley et al. 2009).

Eine Verminderung des Nahrungsangebots an Gräsern und Kräutern kann beispielsweise dann eintreten, wenn Weidetiere (Rinder, Schafe) direkten Zugang zu einem von Bibern besiedelten Gewässer haben (Dieter & McGabe 1989). Durch die Weidetiere wird aber nicht nur die krautige Vegetation beeinflusst. In Gewässerabschnitten, die bis an das Ufer beweidet werden, verschiebt sich das Gehölzangebot hin zu Bäumen mit größerem Stammdurchmesser, da kleinere Bäume (die von Bibern bevorzugt genutzt werden, siehe das Kapitel Ernährung) fast vollständig vom Vieh verbissen werden (Jungwirth et al. 2005). Den Bibern bleibt dann im Winter zur Deckung ihres Nahrungsbedarfs nur die Möglichkeit, größere Bäume zu fällen.
Neben der direkten Nahrungskonkurrenz kann auch das Abweiden der Vegetation rund um einen Erdbau oder einen Mittelbau negative Effekte auf die Biber haben, da diese ihren Bau bevorzugt an Stellen anlegen, die einen hohen Deckungsgrad durch die Vegetation aufweisen (in der Regel wird diese dichte Vegetation rund um den Bau auch von den Bibern selber nicht genutzt, Dieter & McGabe 1989). Wenn die Weidetiere freien Zugang zum Wasser haben, können durch den Viehtritt und die damit einhergehende Devastierung des Uferbereichs auch Wasserpflanzen zumindest stellenweise geschädigt werden (dies ist zum Teil auch an der Hase zu beobachten).

Hydrologische Charakteristika [Zum Seitenanfang]

Als weiteren Faktor muss ein vom Biber dauerhaft besiedeltes Gewässer einen ganzjährig stabilen Wasserstand aufweisen und eine Wassertiefe von mindestens 30 – 50 cm (nach manchen Autoren auch 70 – 80 cm) sollte im Jahresverlauf nicht unterschritten werden (Allen 1983; Djoshkin & Safonow 1972; Gurnell 1998; Heidecke 1989). Dies stellt sicher, dass sich der Baueingang immer unterhalb der Wasseroberfläche befindet und die Tiere in ihrem Bau vor Fressfeinden geschützt sind (siehe hierzu auch das Kapitel Bauverhalten des Bibers). Sofern ausreichend Nahrung vorhanden ist, können Biber durch ihr Vermögen, ihren Lebensraum durch den Dammbau aktiv zu beeinflussen und zu gestalten, allerdings auch Gewässer besiedeln, die eine geringere als die oben genannte Mindestwassertiefe aufweisen. Als limitierend für eine Besiedlung wird auch das Fließgefälle und die damit zusammenhängende Strömungsgeschwindigkeit gesehen. So werden beispielsweise von C. canadensis in Nordamerika Fließgewässer mit einem Gefälle von mehr als 10 – 15% (dies entspricht einem Höhenunterschied von 10 bzw. 15 m auf einer Länge von 100 m) nicht mehr besiedelt und mehr als die Hälfte aller daraufhin untersuchten Ansiedlungen fanden sich an Gewässerabschnitten mit weniger als 6% Gefälle (Allen 1983; Suzuki & McComb 1998). Deutlich präferiert werden nach Gurnell (1998) in Nord-Amerika Fließgewässer mit einem Gefälle von weniger als 2% und einer Strömungsgeschwindigkeit von weniger als 0,3 m/s und Halley et al. (2013) geben an, das C. fiber in Norwegen Flüsse mit mehr als 2% Gefälle nicht besiedelt.
Nach Ansicht einiger Autoren gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Gefälle eines Fließgewässers und der Besiedlungsdauer des Gewässers durch den Biber: je höher das Gefälle, desto kürzer die Besiedlungsdauer (Beier & Barrett 1987). In bereits länger etablierten Biberpopulationen, die die ökologische Tragekapazität des besiedelten Gebiets nahezu erreicht haben, ist das Fließgefälle in den bereits länger bestehenden Familienrevieren geringer als bei den neu gegründeten Revieren (DeStefano et al. 2006). Dies ist dahin gehend zu deuten, dass die optimalen Habitate bereits alle besiedelt sind und die abwandernden Jungtiere zunehmend gezwungen werden auch suboptimale Habitate (in diesem Fall solche Habitate mit einem höheren Fließgefälle) zu besiedeln.
Diese Angaben zum Gefälle sind allerdings mit einer gewissen Vorsicht zu sehen, da in den verschiedenen Untersuchungen z.T. eher die Eignung eines Gewässers für den Bau eines Biberdamms bewertet wurde und nicht die generelle Eignung eines Gewässers für eine Besiedlung durch den Biber. Sicherlich trifft es zu, dass ab einer bestimmten Strömungsgeschwindigkeit des Wassers der Bau eines Dammes kaum noch möglich ist, da das von den Bibern aufgeschichtete Material sofort von der Strömung weggerissen würde. Allerdings ist die Besiedlung eines Gewässers durch den Biber nicht zwingend an den Bau eines Damms gebunden, da die Tiere bei einer ausreichenden Wassertiefe auf den Dammbau völlig verzichten. So kommen beispielsweise auch Jakes et al. (2007) zu dem Schluss, dass bei Fließgewässern im Flachland mit weniger als 1,5% Gefälle selbiges bei der Habitatwahl keinerlei Rolle spielt.

Beschaffenheit des Ufers [Zum Seitenanfang]

Die Habitatwahl des Bibers wird weiterhin durch die Beschaffenheit des Untergrunds und hier vor allen Dingen des Ufers beeinflusst. So muss der Boden zum einen weich genug sein um darin graben und einen Bau anlegen zu können (Gurnell 1998), zum anderen aber so beschaffen ist, dass eine gegrabene Röhre nicht sofort wieder einbricht. Aber auch der Neigungswinkel und die Höhe des Ufers spielt eine Rolle. So sind einige Autoren der Ansicht, dass Gewässer mit überwiegend flachen Ufern (Neigungswinkel weniger als 60°) von den Bibern bevorzugt werden; Gewässer mit steilen Uferabschnitten werden von den Bibern dagegen gemieden oder nur kurzfristig besiedelt (Beier & Barrett 1987; Gurnell 1998). Andere Autoren kommen dagegen zu dem Ergebnis, dass Biber vor allem solche Uferabschnitte besiedeln, die über steile Ufer verfügen. Erklärt wird dies dadurch, dass sich steilere Ufer besser zum Anlegen von Erdbauten eignen (Dieter & McGabe 1989). Diese Diskrepanz ist nach McComb et al. (1999) eventuell dadurch zu erklären, dass Biber (für die Anlage eines Baus) entweder Gewässerabschnitte mit sehr steilen, oder Abschnitte mit relativ flachen Ufern bevorzugen. In Steilufern wird dann vorwiegend ein Erdbau angelegt, bei flachen Ufern eher eine Burg.
Böschungen, also Ufer mit einem Neigungswinkel von etwa 45°, eignen sich dagegen weder besonders gut zur Anlage eines Erdbaus, noch zur Errichtung einer Burg (bei einem Erdbau in einer Böschung bricht sehr häufig die Decke ein und zur Errichtung einer Burg ist nicht ausreichend Platz vorhanden). Unglücklicherweise sind in Deutschland nahezu alle Fließgewässer vom Menschen technisch massiv verändert worden - unter anderem gehört hierzu auch die Ausformung des Gewässerquerschnitts zum Regelprofil, d.h. die Umgestaltung des natürlichen Ufers zu einer Böschung mit einem Böschungsneigungswinkel von 45°. Dies soll - vor allem bei höheren Wasserständen - ein zügiges Abführen des Wassers ohne größere Abflusshindernisse gewährleisten. Das betroffene Ufer erfährt für semiaquatische Säugetiere wie dem Biber und anderen uferbewohnenenden Tierarten dadurch eine Entwertung, da die Tiere mit einer solchen Böschung nichts anfangen können (siehe beispielsweise Klenner-Fringes 2001; Schröpfer & Paliocha 1989).

Breite des Gewässers [Zum Seitenanfang]

An Fließgewässern spielt bei der Habitatwahl auch noch die Gewässerbreite eine Rolle. Im Allgemeinen werden Fließgewässer mit einer Breite zwischen 8 und 40 m (z.T. auch bis 100 m) bevorzugt von Bibern genutzt. Sehr schmale und sehr breite Fließgewässer sollen dagegen vom Biber eher gemieden werden (Gurnell 1998). In Ostdeutschland werden aber beispielsweise auch Bäche und Gräben von weniger als 1 m Breite dauerhaft vom Biber besiedelt und hier gilt 5 m als eine für Biber optimale Gewässerbreite und wandernde Tiere nutzen alle möglichen Fließgewässer – auch solche, deren Ufer keinerlei Gehölzbewuchs aufweisen (Heidecke 1989). Dies ist auch im Emsland zu beobachten, wo die Biber beispielsweise die Nord-, die Mittel- und die Südradde als Wanderwege nutzen, obwohl diese über weite Strecken extrem ausgebaut sind und eher den Charakter von Abflussrinnen haben, denen jeglicher Gehölzbewuchs fehlt. Ebenso werden im Emsland mittlerweile auch relativ kleine Gewässer besiedelt (so z.B. von der Familie im Fullener Wald oder dem Tier am Hakengraben bei Sögel), was höchstwahrscheinlich ein Ausdruck der durch die zunehmende Populationsdichte bedingten Besiedlung von suboptimalen, weniger geeigneten Habitaten ist.
Größere Seen werden vom Biber trotz ausreichendem Nahrungsangebot nur dann dauerhaft besiedelt, wenn das Ufer eine gewisse Strukturierung mit kleineren Buchten aufweist, in denen dann die Burg angelegt wird (sofern der See keine Steilufer aufweist, in denen ein Erdbau angelegt werden kann). Größere Seen mit überwiegend geradlinigem und flachem Uferverlauf sind dagegen ungeeignet, da der in solchen Seen ausgeprägte Wellenschlag dazu führt, dass die Burg ständig zerstört wird (Allen 1983; Halley et al. 2013). Wenn Biber die Wahl haben, so werden bei der Besiedlung eines Gebiets zunächst Fließgewässer bevorzugt und erst danach Stillgewässer aufgesucht (Collen & Gibson 2001).

Größe des Territoriums [Zum Seitenanfang]

Die Größe des von den Tieren verteidigten Territoriums ist abhängig von der Nahrungsverfügbarkeit in dem besiedelten Habitat. Bei zunehmender Populationsdichte werden mehr und mehr auch weniger geeignete Habitate von den Tieren besiedelt und die Territorien bzw. die Aktionsräume der Tiere sind in solchen Habitaten größer als in optimal für Biber geeigneten Gewässern, da die Tiere mehr Raum benötigen, um ausreichend Nahrung zu finden (Wheatley 1997 für C. canadensis). Eine absolute, allgemein zutreffende Größenangabe für ein Biberrevier ist daher schwer zu treffen.
Wie die Wiederansiedlung der Biber an der Hase im Emsland gezeigt hat, können aber auch Biber in gut geeigneten Habitaten recht große Territorien bzw. Aktionsräume aufweisen, nämlich dann, wenn die Populationsdichte noch sehr gering ist und die Tiere kaum Nachbarn haben, welche sie in der räumlichen Nutzung des Habitats einschränken. So nutzen die Tiere der sechsköpfigen Familie im ersten Jahr nach der Ansiedlung trotz des guten Nahrungsangebots einen mindestens 6 km langen Abschnitt der Hase und das Paar einen mindestens 3,5 km langen Abschnitt. Nach der Geburt der Jungtiere im zweiten Jahr nach der Ansiedlung mussten die nun zweijährigen Jungtiere der Familie das elterliche Revier "verlassen". Sie gründeten allerdings innerhalb des elterlichen Reviers zwei eigene Reviere, so dass sich das Revier der elterlichen Tiere jetzt nur noch über etwa 2,5 km erstreckte und die Jungtiere jeweils einen Haseabschnitt von etwa 2 km Länge in Anspruch nahmen (siehe die auch die Informationen zur Wiederansiedlung sowie Klenner-Fringes 2001).

Biber als Ökosystem-Ingenieure [Zum Seitenanfang]

Das Vermögen zur aktiven Gestaltung des Lebensraumes hat dazu geführt, dass Biber in der Literatur auch als "Ökosystem-Ingenieure" (engl.: ecosystem engineers) bezeichnet werden (Bruner 1989; Ciechanowski et al. 2011; Cunningham et al. 2006; Dalbeck et al. 2007; DeStefano et al. 2006; Gurnell 1998; Hyvönen & Nummi 2008; Jakes et al. 2007; Jones et al. 1994; Obidzinski et al. 2011; Rosell et al. 2005; Ruys et al. 2011; Stoffyn-Egli & Willison 2011).
Nach der Definition von Jones et al. (1994) sind "Ökosystem-Ingenieure" solche Organismen, "die direkt oder indirekt die Verfügbarkeit bestimmter Ressourcen (außer sich selber) für andere Organismen beeinflussen, indem sie eine Veränderung des physikalischen Zustandes von biotischem oder abiotischem Material bewirken" (Zitat: Jones et al. 1994). Diese "Zustandsveränderung des belebten oder unbelebten Materials" hat zur Folge, dass Ökosystem-Ingenieure Habitate völlig neu schaffen, oder bereits bestehende Lebensräume aufrechterhalten oder verändern.
Biber agieren als Ökosystem-Ingenieure, indem sie Bäume fällen und deren Holz zum Bau von Dämmen benutzen, wodurch die hydrologischen Eigenschaften des Gewässers verändert werden. Der Biber-Damm bewirkt, dass Sedimente und organisches Material zurück gehalten werden (Gurnell 1998; Rosell et al. 2005), was wiederum Einfluss auf den Nährstoffkreislauf und die Zersetzungsdynamik der organischen Substanz hat. Dadurch werden auch die chemischen und physikalischen Eigenschaften des Wassers (Collen & Gibson 2001; Gurnell 1998; Obidzinski et al. 2011; Perkins 2001; Rosell et al. 2005) und die Menge und Art des vom Wasser transportierten Materials unterhalb des Damms beeinflusst. Weiterhin wird durch den Dammbau auch die Struktur und Dynamik der Uferzone oberhalb des Damms verändert und letztendlich können die Biber damit die Zusammensetzung und die Diversität der Pflanzen- und Tiergesellschaften im Einflussbereich des Dammes entscheidend beeinflussen (Gurnell 1998; Naimann 1988 in Jones et al. 1994).

Einfluss des Biberdamms auf das Wasserregime [Zum Seitenanfang]

Durch den Dammbau und den Anstau des Wassers wird der Grundwasserspiegel angehoben und der Damm führt zu einer Stabilisierung der Wasserabflussmengen im Verlauf des Jahres (ein Biberdamm ist häufig nicht vollständig dicht und durch das Flussbett dringt immer eine gewisse Menge Porenwasser durch den Damm, welches meistens sauberer und kühler als das umgebende Wasser ist; Collen & Gibson 2001; Rosell et al. 2005). Wenn Biber unbeeinflusst vom Menschen ihre Dämme bauen und unterhalten können, dann wird der Auenbereich geeigneter Flüsse in eine Reihe von nicht-linearen Feuchtgebieten überführt, welches die Geomorphologie einer Landschaft über lange Zeiträume hinweg beeinflussen kann, auch wenn der Biber schon längst wieder verschwunden ist (Cunningham et al. 2006; Worsley 2009). In Europa dürfte sich die Auswirkung des Bibers auf die Landschaftsbildung der Gewässersysteme auf die frühe Phase nach der letzten Eiszeit beschränkt haben, da anschließend das Landschaftsbild der Flüsse hauptsächlich vom Menschen bestimmt wurde. In Nordamerika hat sich der Einfluss des Bibers allerdings über einen wesentlich längeren Zeitraum erstreckt. Sowohl in Nordamerika, als auch in Europa ist diese Einflussnahme des Bibers z.T. heute noch nachweisbar (Worsley 2009). Vom Biber wird daher gesagt, dass - mit Ausnahme des Menschen - kein anderes Lebewesen seine Umwelt in einem derartigen Ausmaß aktiv gestalten kann (Cook 1942 in Bruner 1989; Grasse 1951 in Bruner 1989). Allerdings sind Biber nicht die einzigen Lebewesen, die als Ökosystem-Ingenieure klassifiziert werden können (eine Auflistung von Lebewesen, die als Ökosystem-Ingenieure fungieren, findet sich in Jones et al. 1994).
Die regulatorische Wirkung der durch Biberdämme angelegten Biber-Teiche bewirkt einen Rückhalt des Regenwassers, eine langsame Freisetzung während der trockeneren Monate des Jahres und eine längere Versorgung der an die Biber-Teiche grenzenden Uferbereiche mit Wasser (Gurnell 1998). So wurde beispielsweise in Oregon für ein von Bibern besiedeltes Flusssystem ermittelt, dass sich zur Trockenzeit etwa 30% des Wassers in den Biber-Teichen befindet (Collen & Gibson 2001). Darüber hinaus wird bei stärkeren Niederschlägen die Hochwasserwelle verzögert, die Höhe der Hochwasserspitzen reduziert und so die Gefahr von potentielle Überflutungen verringert (da durch die Dämme auch die Strömungsgeschwindigkeit des abfließenden Hochwassers reduziert wird, wird weiterhin der verstärkten Erosion bei Hochwasserereignissen entgegen gewirkt; Collen & Gibson 2001; Gurnell 1998; Rosell et al. 2005). Zu Zeiten eines erhöhten Wasseraufkommens (beispielsweise bei der Schneeschmelze) stellen die Dämme dagegen kein wesentliches Abflusshindernis dar (Collen & Gibson 2001). Wenn allerdings ein Biberdamm brechen sollte, dann kann das hierdurch ausgelöste Hochwasserereignis unter Umständen recht gravierend sein (eventuell deutlich höher als die normalen, jährlichen Überschwemmungsereignisse; Collen & Gibson 2001; Rosell et al. 2005). Da von Brüchen eines Biberdamms und deren Auswirkungen in der Literatur nur relativ selten berichtet wird, geht beispielsweise Gurnell (1998) davon aus, dass solche Ereignisse dementsprechend auch nur relativ selten auftreten. Bei einer intakten Biber-Ansiedlung sind die Tiere auch regelmäßig damit beschäftigt, den Damm auszubessern. Zum Teil wird der Damm bei größeren Hochwasserereignissen (z.B. bei starken Regenfällen oder bei der Schneeschmelze) auch von den Tieren zum Teil geöffnet, um so den Wasserdruck zu reduzieren und einem unkontrollierten Bruch des Damms vorzubeugen (Gurnell 1998).
Durch die Biber-Teiche erfolgt in der warmen Jahreszeit unter Umständen aber auch eine erhöhte Verdunstung von Wasser durch die Vergrößerung der Oberfläche des Gewässers sowie über die den Biber-Teich umgebende Vegetation. Dies wiederum kann zur Folge haben, dass die Wasserabflussmengen des Gewässers während der warmen Jahreszeit reduziert werden (Collen & Gibson 2001; Rosell et al. 2005).
Zu Konflikten mit menschlichen Nutzungsansprüchen (am häufigsten sind hier die Land- und Forstwirtschaft betroffen) kommt es vor allen Dingen dann, wenn es durch den Dammbau zu einer oberflächlichen Vernässung des Umlandes kommt und infolge dessen Kulturpflanzen oder forstlich genutzte Holzpflanzen absterben oder das Land nicht mehr mit Maschinen befahren bzw. bearbeitet werden kann. Eine solche oberflächliche Vernässung ist vor allem in Gebieten mit einer gering ausgeprägten Topographie (d.h. in Gebieten mit nur geringen Höhenunterschieden) wahrscheinlich (Gurnell 1998).

Einfluss des Biberdamms auf die Wassertemperatur [Zum Seitenanfang]

Der Einfluss von Biberdämmen auf die Wassertemperatur wird ebenfalls diskutiert. In den sich durch den Anstau bildenden, mehr oder weniger ausgedehnten, meistens relativ flachen "Biberteichen" erhöht sich vor allem in der wärmeren Jahreszeit in der Regel die Wassertemperatur (Collen & Gibson 2001; Rosell et al. 2005). Das Ausmaß dieser Erwärmung (im Vergleich zur Wassertemperatur des ungestört fließenden Gewässers) ist jedoch sehr stark vom aktuellen Standort abhängig. So spielt hierbei unter anderem die ursprüngliche Größe des aufgestauten Fließgewässers (schmale, tiefe und schnell fließende Gewässer sind in der Regel kühler als breite, flache und langsam fließende), die Größe und Tiefe des Biberteichs, sowie das Ausmaß der Beschattung durch die den Teich umgebenden Bäume eine Rolle (Rosell et al. 2005). Über eine gewisse Länge können sich die höheren Wassertemperaturen des Biberteichs auch noch auf das Wasser flussabwärts des Damms auswirken. Allerdings erfolgt in der Regel eine schnelle Abkühlung des Wassers, da sich das oberflächlich fließende angewärmte Wasser mit dem kühleren Porenwasser vermischt, welches unter dem Dammfuß hindurchtritt (Collen & Gibson 2001; Rosell et al. 2005). Ein weiterer Effekt der durch die Dämme geschaffenen Biberteiche ist eine Stabilisierung des Temperaturregimes des betroffenen Fließgewässers. Vor allem größere Biberteiche können hier als thermische Puffer fungieren, da sich größere Wassermassen sowohl langsamer erwärmen als auch langsamer abkühlen. Allerdings gibt es bislang keinen gesicherten Zusammenhang zwischen der Anzahl und der Größe von Biberteichen in einem Fließgewässer und der Auswirkung auf die Wassertemperatur. Dazu spielen lokale Faktoren wie die Beschattung (durch die Vegetation oder auch die Topographie), das Ausmaß des Grundwasserzuflusses sowie das Fließwasservolumen des Gewässers eine viel zu große Rolle (Collen & Gibson 2001).

Einfluss des Biberdamms auf den Sauerstoffgehalt des Wassers [Zum Seitenanfang]

Durch die Erhöhung der Wassertemperatur und durch sauerstoffzehrende Prozesse in den vermehrt abgelagerten Sedimenten in den Biberteichen kann der Sauerstoffgehalt des Wassers in den Teichen v.a. im Frühjahr und Frühsommer erniedrigt sein, da es zu dieser Zeit zu einer verstärkten Zersetzung der in den Teichen abgelagerten organischen Substanz kommt (Collen & Gibson 2001; Gurnell 1998; Rosell et al. 2005). Aber auch im Winter, wenn der Teich längere Zeit von einer geschlossenen Eisdecke bedeckt ist, kann der Sauerstoffgehalt des Wassers stark abnehmen (Collen & Gibson 2001). Der verringerte Sauerstoffgehalt des Wassers in den Biberteichen kann sich ebenfalls auf den Bereich unterhalb des Damms auswirken. Da das Wasser hier aber wieder fließt und es auch beim Durchtritt durch den Damm bzw. beim Überfließen desselben zu Verwirbelungen kommt, beschränkt sich diese Beeinträchtigung in der Regel auf eine Strecke von etwa 200 – 300 m unterhalb des Damms (Collen & Gibson 2001; Rosell et al. 2005).

Einfluss des Biberdamms auf die Wasserchemie [Zum Seitenanfang]

Der Einfluss der Biberdämme auf die chemischen Eigenschaften des Wassers in den entstehenden Biberteichen hängt ebenfalls sehr stark von der lokalen, ursprünglichen Wasserchemie des Gewässers vor dem Dammbau, sowie von der Geologie, dem Bodentyp, der Landnutzung und dem Klima ab. Tendenziell kommt es zu einer Anreicherung von Nährstoffen und zu einer Anhebung des pH-Wertes im Wasser der Biberteiche (Collen & Gibson 2001; Rosell et al. 2005). In den Biberteichen wird vor allen Dingen Stickstoff angereichert (in erster Linie als Nitrat NO3-), wobei ein Teil des Stickstoffs aber auch von den verstärkt im Sediment der Teiche auftretenden Stickstoff-fixierenden Bakterien stammt (Collen & Gibson 2001; Gurnell 1998; Rosell et al. 2005). In den Sedimenten der Biberteiche kann die Aktivität dieser Stickstoff-fixierenden Bakterien um das 9 – 44fache erhöht sein (Rosell et al. 2005). Des Weiteren kann der Gehalt an organischem Kohlenstoff (Gurnell 1998) und an Phosphor (Rosell et al. 2005) in Biberteichen erhöhte sein. Für die Konzentration an Stickstoff und Phosphor im Wasser der Biberteiche wurde eine jahreszeitabhängige Periodizität nachgewiesen. So wird v.a. zu Zeiten höherer Wasserstände Stickstoff und Phosphor eher ausgewaschen, während es in der trockeneren Jahreszeit und bei niedrigen Wasserständen zu einer Anreicherung dieser beiden Elemente im Wasser der Biberteiche kommt (Rosell at al. 2005). Andere Autoren sind dagegen der Ansicht, dass sich im Abflusswasser der Biberteiche (mit Ausnahme von Kalzium und Magnesium) keine erhöhten Nährstoffkonzentrationen nachweisen lassen (Gurnell 1998), wobei diese Diskrepanz eventuell mit dem Zeitpunkt der Untersuchung zusammenhängen könnte (etwa wenn die Nährstoffkonzentrationen im Abflusswasser im Sommer untersucht wurden und nicht im Winter). Ein Teil der Nährstoffe werden aus dem Wasser der Biberteiche auch direkt an die Luft abgegeben, wie beispielsweise der Kohlenstoff (als CO2) und der Stickstoff (v.a. als N2), was deren Gehalt im Abflusswasser aus den Biberteichen ebenfalls reduziert (Rosell et al. 2005).

Zeitliche Entwicklung eines Biberteichs [Zum Seitenanfang]

Sukzessionsstufen eines Biberteichs nach Welch 1935
jung (engl.: young) etwa 3 Jahre
heranwachsend (engl.: adolescent) etwa 4 - 10 Jahre;
Wassertiefe > 0,3 m;
40 - 50% Wasserfläche
erwachsen (engl.: mature)
alt (engl.: senescent) > 10 Jahre;
Wassertiefe meist < 0,3 m
sumpfig (engl.: marsh) in der Regel bereits von
den Bibern verlassen
trocken (engl.: dry)

Ein Biberteich durchläuft verschiedene Entwicklungsstufen (nach Welch 1935 in Collen & Gibson 2001 lassen sich 6 solcher Entwicklungs- oder Sukzessionsstufen unterscheiden; siehe nebenstehende Tabelle), die sich in einer zunehmenden Verlandung ausdrücken und nach einiger Zeit (in der Regel nach weit über 10 Jahren) mit dem Trockenfallen des Teichs und der Entstehung einer "Biberwiese" enden. Diese Biberwiesen können sich v.a. in Nadelwäldern relativ lange halten, da eine Neubesiedlung der Wiesen durch Nadelbäume wie Fichte (Gattung Picea) und Tanne (Gattung Abies) dadurch gehemmt wird, dass dem Boden bestimmte "Wurzelpilze" (Mykorrhiza-Pilze; hier v.a. Ectomykorrhiza-Pilze) fehlen, die die Nadelbäume zum Wachstum benötigen (die meisten Holzpflanzen gehen mit Wurzelpilzen eine Symbiose ein und können ohne diese Pilze nicht wachsen). Die Wiederbesiedlung solcher Biberwiesen mit Nadelhölzern kann im Extremfall bis zu 70 Jahre und mehr in Anspruch nehmen (Rosell et al. 2005).

Einfluss der Biber auf andere Arten [Zum Seitenanfang]

Durch den Dammbau und die hierdurch entstehenden Biberteiche und den mit zunehmender Verlandung daraus wiederum resultierenden Biberwiesen beeinflussen die Biber nicht nur ihren eigenen Lebensraum in entscheidender Weise, sondern ihre Lebensraumgestaltung hat auch großen Einfluss auf viele andere Tier- und Pflanzenarten. Dabei kann der Einfluss auf einzelne Arten sowohl positiv (die Art wird gefördert) als auch negativ (die Art wird kleinräumig verdrängt) sein. Auf Grund des großen Einflusses des Bibers auf eine Vielzahl anderer Tier- und Pflanzenarten, wird der Biber auch als eine ökologische "Schlüsselart" (engl.: keystone species) bezeichnet (Beck et al. 2010; Bruner 1989; Ciechanowski et al. 2011; Collen & Gibson 2001; DeStefano et al. 2006; Gurnell 1998; Rosell et al. 2005; Ruys et al. 2011; Stoffyn-Egli & Willison 2011), da durch das Management einer einzigen Art (nämlich des Bibers) eine Vielzahl anderer Arten beeinflusst werden, ohne diese anderen Arten direkt zu managen.

Wirbellose [Zum Seitenanfang]
Im Hinblick auf die Fauna werden durch einen Biberdamm in erster Linie natürlich im Wasser lebende Organismen beeinflusst. So ist beispielsweise für im Wasser lebende Wirbellose bzw. deren Larven nach dem Bau eines Biberdamms zu beobachten, dass sich das Artenspektrum in dem entstehenden Biberteich von Fließgewässerarten (lotische Arten) hin zu Stillgewässerarten (lentische Arten) verschiebt (Ciechanowski et al. 2011; Collen & Gibson 2001; Rosell et al. 2005). Insekten, die für die Entwicklung ihrer Larven auf Fließgewässer angewiesen sind, wie etwa Eintagsfliegen (Ordnung Ephemeroptera), Steinfliegen (Ordnung Plecoptera), Köcherfliegen (Ordnung Trichoptera) oder auch Kriebelmücken (Familie Simuliidae), werden in Folge des Anstaus eines Fließgewässers durch den Biber verdrängt, während die Anzahl der Insektenarten, deren Larven sich überwiegend in stehenden Gewässern entwickeln, wie etwa Libellen (Ordnung Odonata) oder Zuckmücken (Familie Chironomidae, Ordnung Nematocera) zunehmen. Von der Überführung eines Fließgewässers in ein Stillgewässer profitieren darüber hinaus auch Würmer aus der Ordnung der Wenigborster (Oligochaeta) mit Vertretern aus der Familie der Enchyträen (Enchytraeidae), der Unterfamilie der Schlammröhrenwürmer (Tubificinae, Familie Naididae) und der Egel (Unterklasse Hirudinea), sowie verschiedene Süßwassermuscheln (Klasse Bivalvia). Vor allem die Enchyträen und Schlammröhrenwürmer dienen ihrerseits wiederum vielen Fischen als Nahrung (Collen & Gibson 2001; Rosell et al. 2005). In Nordamerika sind Biberteiche durch eine Abnahme bzw. ein Fehlen von Arten aus der Insektenordnung der Eintagsfliegen (Ephemeroptera) und eine Zunahme von Arten aus der Ordnung der Köcherfliegen (Trichoptera) gekennzeichnet (Smith et al. 1991). Bei neu angelegten Biberteichen nimmt zunächst die Anzahl an wirbellosen Tierarten ab, während die Individuendichte der verbleibenden Arten zunimmt (es gibt sehr viele Individuen einiger weniger Arten). Mit zunehmendem Alter des Biberteichs nimmt nach und nach aber die Anzahl der Arten wieder zu (Collen & Gibson 2001). Wie oben bereits gesagt, sind dann in dem Biberteich eher Stillgewässerarten zu finden, während die Fließgewässerarten weitestgehend fehlen.

Fische [Zum Seitenanfang]
Auch im Hinblick auf die Fischfauna kann der Einfluss eines durch Biber errichteten Damms positiv oder negativ sein. Dies gilt nicht nur für Arten mit unterschiedlichen Ansprüchen an den Lebensraum, sondern z.T. auch innerhalb einer Art. So profitieren beispielsweise verschiedene Salmonidenarten (Lachsartige), die zum Ablaichen einen schlammfreien, kiesigen Untergrund benötigen (in Europa sind dies z.B. Meerforellen - Salmo trutta mit Bachforellen - Salmo trutta m. fario und Seeforellen - Salmo trutta m. lacustris, die aus Nordamerika stammenden Regenbogenforellen - Salmo gairdneri bzw. Oncorhynchus mykiss, Lachse - Salmo salar, Saiblinge - Gattung Salvelinus, Huchen - Hucho hucho, Maränen - Gattung Coregonus und Äschen - Thymallus thymallus), in dammabwärts gelegenen Abschnitten eines Gewässers davon, dass durch den Damm verstärkt Sedimente zurückgehalten werden und so das Wasser von feinen Schwebstoffen befreit wird. Oberhalb des Dammes kann die, durch die Reduzierung der Fließgeschwindigkeit bedingte, verstärkte Ablagerung von Sedimenten dagegen dazu führen, dass die entsprechenden Fischarten keinen geeigneten Platz zum Laichen finden (Collen & Gibson 2001; Rosell et al. 2005). Durch einen Biberdamm können also sowohl sedimentfreie Laichplätze erhalten oder auch neu geschaffen, als auch unter Umständen wertvolle Laichplätze durch eine Verstärkte Ablagerung von Sedimenten zerstört werden, je nachdem, ob der Gewässerabschnitt unterhalb oder oberhalb des Damms betrachtet wird. Für Fischarten, die dagegen ihre Eier in weichem Substart oder an Wasserpflanzen ablegen, können Biberteiche wertvolle Laichplätze darstellen (Collen & Gibson 2001).
Biberdämme können für wandernde Fischarten auch eine Barrierewirkung haben. Dies stellt vor allem ein Problem für solche Arten dar, die im Herbst Wanderungen unternehmen, um zu ihren Laichplätzen zu gelangen (z.B. Bachsaiblinge - Savelinus fontinalis oder Bachforellen - Salmo trutta m. fario). Im Spätsommer und Herbst führen die meisten Fließgewässer relativ wenig Wasser, so dass die wandernden Fische einen Biberdamm kaum überwinden können. Anders sieht dies beispielsweise für die bei uns nicht-heimische Regenbogenforelle (Oncorhynchus mykiss) aus: wie alle Arten der Pazifischen Lachse (Oncorhynchus spp.) laicht auch die Regenbogenforelle im Frühjahr und wandert dabei z.T. größere Strecken. Zu dieser Jahreszeit führen die Fließgewässer in der Regel mehr Wasser, so dass Biberdämme (und auch andere Hindernisse) von den Tieren leichter überwunden werden können (Collen & Gibson 2001; Rosell et al. 2005). Für die Jungtiere einiger Fischarten stellen Biberdämme dagegen eine geringe Wanderbarriere dar, da sie den Damm durch den Interstitialraum unterhalb des Damms umgehen können (Collen & Gibson 2001).
Wie weiter oben schon angemerkt kann durch die Beeinflussung der Wirbellosenfauna durch einen Biberteich auch die Nahrungssituation für verschiedene Fischarten beeinflusst werden. So sind beispielsweise gleich alte Bachforellen (Salmo trutta m. fario) in Biberteichen in Schweden größer als solche in frei fließenden Gewässerabschnitten (Rosell et al. 2005). Dies trifft auch auf andere Fischarten zu.
Auch die Anhebung der Wassertemperatur in den Biberteichen (s.o.) kann selbst für Vertreter der Salmoniden (Lachsartigen) einen positiven Effekt (gesteigertes Wachstum) haben, solange die Wassertemperatur unterhalb der für diese Arten kritischen Maximaltemperatur bleibt (hier dürfte weniger die Temperatur eine Rolle spielen, sondern der mit steigender Temperatur abnehmende Sauerstoffgehalt des Wassers). Steigt allerdings die Wassertemperatur über diesen kritischen Wert (bzw. sinkt der Sauerstoffgehalt unter eine kritische Grenze), so ist mit einer verstärkten Mortalität bei diesen Fischarten zu rechnen (Rosell et al. 2005). Eine erhöhte Wassertemperatur im Vergleich zu einem vom Biber unbeeinflussten Gewässerabschnitt wirkt sich ebenfalls auf viele Karpfenartige (Familie Cyprinidae) und auch Hechte (Esox lucius) sowie diverse Kleinfischen in Bezug auf deren Wachstum positiv aus (Collen & Gibson 2001). Vor allem die verschiedenen Kleinfische können dann wiederum größeren, räuberischen Fischarten als Nahrung dienen.
Des Weiteren wird auch die Artendiversität und die Populationsdichte von Vertretern aus der Familie der Karpfenartigen (Cyprinidae) durch Biberteiche gefördert (Ciechanowski et al. 2011).
Biberteiche können als Rückzugsgebiete für viele Fischarten dienen, etwa in Zeiten von Trockenheiten, wenn der Rest des Gewässers nahezu ausgetrocknet ist und nur noch in den Biberteichen Wasser zurück gehalten wird, oder auch im Winter, wenn der Rest des Gewässers bis zum Grund zugefroren ist (beides setzt allerdings eine gewisse Mindesttiefe des Biberteichs voraus; Collen & Gibson 2001; Rosell et al. 2005). Sind dagegen die Biberteiche so flach, dass diese im Winter ebenfalls bis fast auf den Grund zufrieren, dann unterscheidet sich die Populationszusammensetzung solcher Biberteiche in der Regel von denen in tieferen Seen und Teichen, da in den Biberteichen dann überwiegend kleinere, jüngere Fische einer Art zu finden sind. Die größeren, älteren Tiere zeigen in solchen Teichen auf Grund des Sauerstoffmangels nach dem Zufrieren eine erhöhte Mortalität, während kleinere Tiere mit dem Sauerstoffmangel besser umgehen können (Collen & Gibson 2001).
Insgesamt gesehen profitieren von den Biberteichen vor allem Fischarten, die höhere Wassertemperaturen und niedrigere Sauerstoffkonzentrationen im Wasser tolerieren und zum Ablaichen entweder weiches Substrat oder eine dichte Vegetation bevorzugen (Rosell et al. 2005).

Amphibien und Reptilien [Zum Seitenanfang]
Auch Amphibien profitieren von der Aktivität der Biber, da durch den Bau von Dämmen neue Laichgewässer für Amphibien entstehen und die Entfernung zwischen geeigneten Laichgewässern verringert wird. Durch die Dammbautätigkeit der Biber entstehen darüber hinaus auch potentiell für Amphibien geeignete Laichgewässer, die den unterschiedlichen Ansprüchen der einzelnen Amphibienarten entgegenkommen (Gewässer mit ganzjähriger Wasserführung; Gewässer die periodisch austrocknen und daher keinen Fischbesatz aufweisen, was der Entwicklung der Amphibien entgegenkommt usw.). Dies hat zur Folge, dass in Gebieten mit Biberteichen die Individuendichte einzelner Amphibienarten zunimmt und sich auch der Artenreichtum von in Stillgewässern ablaichenden Amphibien erhöht (Cunningham et al. 2006; Dalbeck et al. 2007).
Im Hinblick auf die Amphibiendiversität liegt die Artenanzahl in Biberteichen in der Eifel deutlich höher als in allen anderen untersuchten Gewässern, wobei ältere Biberteiche in der Regel eine höhere Artenanzahl aufweisen, als jüngere (Dalbeck et al. 2007). Sowohl in Europa, als auch in Nordamerika haben vor allem Vertreter der Frösche (Gattung Pelophylax bzw. Rana) und Kröten (Gattung Bufo) von den Biberteichen einen Vorteil (Stevens et al. 2007). Die Amphibien profitieren unter anderem von dem Fehlen der Fische in einigen Biberteichen (Fische fressen den Laich und stellen den Amphibienlarven nach), von dem hohen Anteil an Totholz als Versteckmöglichkeit vor Prädatoren, von der erhöhten Nahrungsverfügbarkeit in den Biberteichen (Algen- und Bakterienbewuchs auf dem Totholz wird von den Amphibienlarven abgeweidet) sowie von der Möglichkeit, die Laichschnüre am Totholz anzuheften. Dadurch, dass Biber Bäume in Ufernähe fällen, werden besonnte Stellen in den Biberteichen geschaffen, die von den Amphibien bevorzugt aufgesucht werden (Dalbeck et al. 2007).
Eine der wenigen Amphibienarten, die nicht unbedingt von einem Biberteich profitieren, ist der Feuersalamander (Salamandra salamandra), da dieser zum Ablaichen kleine, klare und schnell fließende Gewässer bevorzugt (Rosell et al. 2005). Darüber hinaus spielen auch noch eine Reihe weiterer Faktoren (die zum Teil noch nicht vollständig geklärt sind) eine Rolle, ob und in welchem Umfang ein Biberteich von Amphibien besiedelt wird. Zu diesen Faktoren zählen unter anderem die Entfernung zu anderen Laichgewässern und damit die Wahrscheinlichkeit, dass Amphibien einen neu entstandenen Biberteich auch erreichen können, kleinräumige Habitatunterschiede oder etwa das Vorkommen von Fischen in den Biberteichen (für den Laich und die heranwachsenden Jungtiere stellen Fische die bedeutendsten Fressfeinde dar). Nicht alle Biberteiche sind also "automatisch" auch von Amphibien besiedelt (Dalbeck et al. 2007).
In Bezug auf die Bedeutung von Biberteichen für Reptilien profitieren in Europa in erster Linie die Europäische Sumpfschildkröte (Emys orbicularis) und die Ringelnatter (Natrix natrix) von dem Dammbau durch die Biber. Das flache, langsam fließende oder stehende Wasser, die meist dichte Unterwasservegetation und das weiche, organische Bodensubstrat kommen den Habitatansprüchen dieser Arten entgegen (Rosell et al. 2005).

Vögel [Zum Seitenanfang]
Eine ganze Reihe von Vögeln nutzt Biberteiche zur Rast, zum Brutgeschäft und zur Jungenaufzucht sowie zur Nahrungssuche, wobei auch hier das Vorkommen von Wirbellosen eine Rolle spielt. Vor allem verschiedene Entenarten nehmen neu entstandene Biberteiche schnell an; allerdings bevorzugen diese Arten in der Regel Teiche ab einer Größe von etwa 1000 m² (Nummi 1992; Rosell et al. 2005; Stoffyn-Egli & Willison 2011).
Zur Nahrungssuche werden Biberteiche unter anderem von Reihern (in Westeuropa in erster Linie Graureiher - Ardea cinerea), Rohrdommeln (Botaurus stellaris), Kormoranen (Phalacrocorax carbo), Sägern (Gattung Mergus) oder Eisvögeln (Alcedo atthis) genutzt. Das an Biberteichen vermehrt auftretende Totholz (durch Ringeln der Rinde oder Vernässung abgestorbene Bäume) könne für Spechte eine wertvolle Ressource zur Nahrungssuche und/oder für die Anlage von Bruthöhlen zur Aufzucht der Jungtiere sein und dienen mitunter verschiedenen Greifvögeln als bevorzugte Ansitzwarte. Auch insektenfressende Vögel (beispielsweise Schwalben) profitieren von Biberteichen, da hier oftmals auch Fluginsekten vermehrt auftreten (Collen & Gibson 2001; Rosell et al. 2005).

Säugetiere [Zum Seitenanfang]
Auch eine Reihe andere Säugetiere profitieren von den Biberteichen bzw. den Biberburgen. So nutzen beispielsweise Schermäuse (Arvicola terrestris, A. sapidus), Fischotter (Lutra lutra), Dachse (Meles meles), Rotfüchse (Vulpes vulpes), Luchse (Lynx lynx) oder auch Europäische Nerze (Mustela lutrola) noch benutzte oder aufgegebene Biberbaue (Rosell et al. 2005). Vom Fischotter und Europäischem Nerz werden Biberteiche mitunter auch als Jagdgebiete benutzt (Collen & Gibson 2001).
Rehe (Capreolus capreolus), Rothirsche (Cervus elaphus), Elche (Alces alces), Wildschweine (Sus scrofa) und Feldhasen (Lepus europaeus) profitieren von den, aus den Biberteichen nach dem Trockenfallen oder der Verlandung hervorgehenden Biberwiesen, da sie hier Gras- und Kräuternahrung finden, was vor allem in dicht bewaldeten Gebieten eine wichtige Rolle spielen kann. Wie weiter oben schon angemerkt (siehe Kapitel Zeitliche Entwicklung eines Biberteichs) wird der Aufwuchs von Bäumen auf einer Biberwiese über einen längeren Zeitraum gehemmt, so dass die herbivoren Landsäugetieren die Biberwiesen über längere Zeit als Weide nutzen können. Elche beweiden darüber hinaus auch noch gerne die Wasserpflanzen in den Biberteichen und Wildschweine nutzen die flachen Randbereiche der Biberteiche als Suhlen (Rosell et al. 2005).
Durch das erhöhte Aufkommen an Fluginsekten an den Biberteichen, werden diese auch gerne von Fledermausarten zur Jagd aufgesucht. In dem durch die Aktivitäten der Biber entstandenen Totholz finden Fledermäuse geeignete Übertagungsmöglichkeiten oder auch Wochenstuben (Rosell et al. 2005).
Die Attraktivität von Biberteichen für Fledermausarten, die bevorzugt über offenen Wasserflächen jagen (z.B. Wasserfledermäuse - Myotis daubentonii), hängt vom Alter des Biberteichs ab: Vor allem in der Anfangszeit wird die Wasseroberfläche eines Biberteichs zu einem großen Teil von Wasserlinsen (Gattung Lemna) bedeckt, welche die von den Fledermäusen zur Orientierung und zur Jagd ausgestoßenen Ultraschallrufe stark streuen und so die Fledermäuse bei der Orientierung und dem Auffinden der Beute stark beeinträchtigen. Aus diesem Grund werden junge Biberteiche (0 – 10 Jahre) weniger stark von über dem Wasser jagenden Fledermäusen aufgesucht. Mit dem Älter werden eines Biberteichs dominieren dann nach und nach großblätterige Schwimmblattpflanzen (z.B. Seerosen - Nymphaea sp. oder Teichrosen - Nuphar sp.), welche die Ultraschallrufe der Fledermäuse weniger stark streuen. Sehr alte Biberteiche (40 Jahre und älter) sind häufig völlig frei von Schwimmblattpflanzen. Mit dem vermehrten Auftreten der großblätterigen Schwimmblattpflanzen werden Biberteiche dann auch sehr attraktiv für am oder über dem Wasser jagende Fledermausarten (Ciechanowski et al. 2011).
Entlang von durch Biber besiedelten Fließgewässern war bei Untersuchungen im nördlichen Polen die Aktivität verschiedener Zwergfledermausarten (Pipistrellus sp.) sowie des Großen Abendseglers (Nyctalus noctula) höher als an durch Biber unbesiedelten Gewässerabschnitten. Sowohl Zwergfledermäuse, als auch der Große Abendsegler jagen bevorzugt in Lücken zwischen dichteren Baumbeständen - solche Lücken werden unter anderem durch die Baumfällaktivitäten der Biber geschaffen (Ciechanowski et al. 2011).
Letztendlich können Biber auch selber als Nahrung für Raubtiere wie Wölfe (Canis lupus) oder Braunbären (Ursus arctos) dienen. In Lettland sollen beispielsweise Biber die wichtigste Nahrungsquelle für Wölfe im Sommer sein, vor allem wenn die Populationsdichte von Huftieren gering ist (Rosell et al. 2005).

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